Stefan Bohnenberger
1 Ich habe Zeit
Ein Gespräch von Heinz Schütz
Stefan Bohnenbergers „poetischer Konzeptualismus“ entzieht sich den institutionellen Verhärtungen des Kunstbetriebs. Mit seinen Arbeiten, den „Pommeskreuzen“, „Seelen“, Boxen und Guckkästen eröffnet er eine reiche imaginäre Welt und bleibt dabei doch auf dem Boden armer Materialien. Wenn er mit seinem „Grand Panorama“ als Künstler-Kurator aktiv wird, stellt er bestehende kuratorische Praxen in Frage.
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Heinz Schütz: Kuratoren entscheiden heute darüber, welche Kunst wie öffentlich sichtbar wird. Kuratoren werden inzwischen oft mehr beachtet als die ausstellenden Künstler. Das Verhältnis zwischen beiden kann konstruktiv, aber auch problematisch sein. Sie arbeiten als Künstler und als Kurator. Wie sehen Sie die beiden Rollen? Wie lassen sie sich vereinen?
Stefan Bohnenberger: Das sind keine Rollen, sondern Existenzzustände. Als Kurator, der eine Idee verwirklichen will, fühle ich mich für das Gesamtwerk und das Gesamtgeschehen verantwortlich. Aber es geht nicht nur um Kunst, sondern auch um die Menschen, denen ich begegne mit ihren Gefühlen, ihrem Verstand, ihrem kreativen Potential. Ich versuche eine schöpferische Atmosphäre zu schaffen, um etwas entstehen lassen zu können. Im Falle des „Grand Panorama“, das bisher in 11 Ländern mit über 300 KünstlerInnen gezeigt wurde, ist die Idee klar definiert: Ich als Künstler schaffe die Kontexte, in denen die Arbeiten der teilnehmenden KünstlerInnen erscheinen oder ich überreiche Türspione und die KünstlerInnen sind für Räume und ihre darin installierten Arbeiten selbst verantwortlich. Es gibt also drei Formen der Zusammenarbeit. A: Die KünstlerInnen geben mir eine Arbeit und ich gestalte die Räume dafür. B: Ich gestalte die Räume und die KünstlerInnen installieren…