Noemi Smolik
Stefan Bohnenberger
»Guckkästen zu weißen Nächten«
Kunstverein Freiburg, 27.11. – 29.12.1992
Schon vor einigen Jahren fiel Stefan Bohnenberger mit einem Kreuz aus Pommes frites auf: einem Kreuz, das aus zwei gemeinen fritierten Kartoffelstücken bestand. Und diese zwei banalen, alltäglichen Gegenstände bildeten ein Zeichen, das in der europäischen Tradition mit Bedeutungen geradezu beladen ist. Und genau darin, in der Banalität, die mit Bedeutungen überhöht war, lag der Sprengstoff dieses Pommes-Kreuzes.
Das Pommes-Kreuz kam dann immer wieder in den Arbeiten von Stefan Bohnenberger vor; zuerst aus wirklichen Pommes gebildet und mit einem Nagel einfach an der Wand befestigt, dann aus Gold gegossen und auf einem Podest präsentiert und schließ-lich aufgehängt in einem geschlossenen Kasten, der nur durch ein kleines Guckloch einsehbar war. Und mit diesem Kreuz sprengte Bohnenberger einige Dogmen der Moderne. Glaubte man doch spätestens seit Marcel Duchamps “Flaschentrockner”, daß es die Aufgabe des modernen Künstlers sei, die Kunst zu entzaubern. Die Kunst sollte, wie alle anderen kulturellen Bereiche auch, von der gefährlichen, da verführerischen Aura befreit und der Umgang mit ihr auf eine verstandesmäßige Ebene gebracht werden. Die Aura war der Nimbus, der – wie man glaubte – durch die Einmaligkeit und Einzigartigkeit der künstlerischen Hervorbringung entstand. Daher grenzte die Aura solche Kunstwerke von der übrigen banalen Welt ab und sicherte ihnen so eine Stellung außerhalb der alltäglichen Welt.
Die moderne Kunst forderte aber eine Rückkehr des Kunstwerks in die Alltäglichkeit, warum sie sich den banalen, alltäglichen, oft sogar industriell hergestellten Gegenständen zuwandte. Und vor diesem Hintergrund verstand man dann die einfachen,…