Jens Asthoff
Stef Heidhues
»Yes Sir, No Sir«
Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen, 23.6. – 5.8.2012
Drei Flaggen hängen da an der Wand, unbewegt, groß, in beinah staatstragender Schwere. Ohne Embleme oder Muster, stattdessen mit grobstofflich-streifiger Textur, die Farbe zwischen Rostbraun und matt glänzendem Silbergrau. Ein bisschen ramponiert wirken sie, der untere Rand ist stark ausgefranst, und einzelne Fäden hängen bis auf den Boden herab.
Erst im Näherkommen erkennt man den wahren Materialcharakter, und erst damit entfaltet sich auch das plastische Bild: Für „Flag 1 – 3“ (2012) hat Stef Heidhues keinen Stoff verwendet, sondern verschieden lange Fahrradketten an Trägerstangen aufgereiht und diese an der Wand installiert. Mit Einsicht in die tatsächliche Beschaffenheit der „Flags“ wird nicht nur der leichte Ölgeruch plötzlich plausibel, der unterschwellig wahrzunehmen ist. Man erkennt auch, wie Heidhues hier die Form einer Flagge quasi als Bildmuster einsetzt, um daran plastische Aspekte kontrastierend durchzuspielen: Etwa wenn vermeintlich schlaff hängender Fahnenstoff plötzlich als metallene Schwere spürbar wird, wenn sich textile Struktur als lineares Nebeneinander stählerner Stränge erweist, wenn auf den Boden herabhängende Fransen sich nun in charakteristischer Steifheit von Kettengliedern kringeln – und ausrangierte, praktisch schrottreife Fahrradketten sich im neuen Kontext plötzlich als Gewebe von verblüffender Schönheit erweisen.
Heidhues arbeitet oft mit solchen latenten Wirklichkeitszitaten, um plastisches Material in veränderte Wahrnehmungszusammenhänge zu überführen. Doch bleibt der Gegenstandsbezug in ihren Werken stets hinreichend abstrakt: Was auf den ersten Blick eine Flagge, ein Geländer, Straßenpoller oder Lüftungsgitter sein könnten, wird – durchaus unter Beibehaltung des jeweiligen Assoziationskerns – zum Ausgangs- und Bezugspunkt für subtil inszenierte, überraschende…