Thomas Wulffen
Stationen der Moderne
Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 8.1.1989
Ist es ein Akt der Selbstvergewisserung oder einer der Selbsttäuschung? Die Ausstellung ‘Stationen der Moderne’ versucht die Rekonstruktion von 20 bedeutenden Kunstausstellungen im Deutschland des zwanzigsten Jahrhunderts. Von daher läßt sich von einer Mammutausstellung sprechen. Aber es geht dieser Ausstellung nicht um die Problematisierung ihres Ansatzes, geschweige denn um eine Infragestellung. Kunstgeschichte steht weniger denn je einer Problematisierung offen. In einem Moment, wo die Kunst selber nicht mehr weiß, wohin des Weges, muß ihr historisierender Konterpart wenigstens zur Sicherung des Bestandes dienen. Wer dient hier wem? Die Kunst der Kunstgeschichte oder andersherum? Es mag ein Verdienst dieser Ausstellung sein, daß sie Anlaß gibt zu solchen Fragen. Sie weist allerdings auch keinen Weg auf, wie sie zeitgemäß beantwortet werden sollen. Scheinbar geht es nicht darum und das ist ihr vorzuwerfen: in einem schlechten Sinne verwechselt die Austeilung ‘Stationen der Moderne’ Kunst mit Kunstgeschichte. (Hier wird nur die Ausstellung besprochen, weil sie der Teil ist, der von der Öffentlichkeit gesehen und bewertet wird, der Katalog kann den Eindruck korrigieren). Wer sich als Meta-Ausstellung präsentiert, wenn nicht sogar begreift, sollte an einigen Punkten jedenfalls das Gespür für diese Problematik auch zur Darstellung kommen lassen. Es scheint, als sei in der Recherche für verloren geglaubte Bilder und der originalen Rekonstruktion solches Gedankengut in der Versenkung verschwunden.
Die Ausstellung beginnt im Jahre 1910 mit der Präsentation der Künstlergemeinschaft Brücke in Dresden und kommt über den Blauen Reiter (München,1911) und den Ersten Deutschen Herbstsalon (Berlin, 1913) zu seinem ersten Höhepunkt:…