Dierk Engelken, Bbk-Bundesvorstand, Bonn
Wenn eine Computerfirma einen Maler einlädt, seine Bilder zur Dekoration in den Geschäftsräumen aufzuhängen, ohne ihm noch nicht einmal seine Kosten für Transport etc. zu ersetzen, würden wir dem Künstler abraten. Aber wir beobachten in der letzten Zeit, daß gerade Mittelbetriebe sich das Sponsoring der Großkonzerne zum Vorbild nehmen und in der Künstlerförderung mehr und mehr aufgeschlossen sind. Schließlich ist der Kulturbetrieb eine Wachstumsbranche, deren Finanzierung längst nicht mehr durch Subventionen, sondern durch Investitionen erfolgt. Ein Kompensationsgeschäft zwischen Künstler und Sponsor hinsichtlich Imagepflege und Produkt-placement halten wir vom BBK überhaupt nicht für unsittlich. Die negative Tendenz liegt vielmehr darin, daß die öffentliche Hand meint, ihre Leistungen durch privates Sponsoring ersetzen zu können, und das ist solange Unsinn, wie Kulturstiftungen steuerlich immer noch “bestraft” werden.
DGB: Kein Gegensponsoring
Jüngst rief der Deutsche Kulturrat den Deutschen Gewerkschaftsbund/DGB auf, sein Kulturengagement zu verstärken. Immerhin trägt der DGB zur Hälfte die “Ruhrfestspiele Recklinghausen”, bei denen neuerdings aus der Gewerkschaftskasse auch ein Filmpreis eingerichtet wurde, außerdem wird ein jährlicher Kulturpreis an bildende Künstler vergeben. Wir fragten den DGB-Bundesvorstand, ob die Gewerkschaften die Notwendigkeit sähen, angesichts möglicher Auswirkungen des privatwirtschaftlichen Sponsorings aus eigener Anstrengung zu kulturpolitischen Korrekturen beizutragen. Dazu Wolfgang Römisch, Leiter der Abteilung “Medien – Kultur – Freizeit”:
Der DGB ist ganz deutlich der Auffassung, daß Kunst-Sponsoring so erfolgen muß, daß kein inhaltlicher Einfluß irgendwelcher Art auf die Kunst genommen werden kann… jedenfalls wäre es Aufgabe des Staates, hier Sicherungen zu schaffen und ggf. dafür zu sorgen, daß auch sozialkritische Kunst sich entsprechend äußern kann….