Peter Nesweda
Stanislav Kolíbal
»Neue Projekte«
Knoll Galerie, Wien, 30.3. – 21.5.1994
Stanislav Kolíbal, 1925 im schlesischen Orlova geboren, zählt zu der kleinen Gruppe tschechischer “Dissidenten”, denen jetzt, gleichsam am Ende eines entbehrungsreichen Künstlerlebens, späte Ehrung und Aufmerksamkeit zuteil wird. Trotz der eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten, der beschränkten Reisefreiheit und der großen Schwierigkeit, an Ausstellungen im Ausland teilzunehmen, verstand sich Kolíbal immer als internationaler Künstler. So schaffte er es auch in der Periode der schärfsten Repression, die dem “Prager Frühling” folgte, immer wieder im Ausland auszustellen. So nahm er 1970 an der Ausstellung “Tschechische Skulptur des 20. Jahrhunderts” im Schloß Charlottenburg in Westberlin und an der Ausstellung “Between Man and Matter” anläßlich der 10. Biennale in Tokyo, Kyoto und Nagoya teil, wo er gemeinsam mit Künstlern wie Fabro, Zorio, Merz, Penone und Serra gezeigt wurde. “Trotz aller Hindernisse habe ich meine Arbeit immer als mit der Kunst im Westen verbunden erfahren, sogar dann, als das beinahe oder völlig unmöglich war”, sagt Kolíbal in einem Gespräch mit Michel Nuridsany anläßlich seines Arbeitsaufenthaltes im Atelier Alexander Calders in Saché, Frankreich, 1992.
International sind auch die Wurzeln, auf die sein heutiges Oeuvre zurückgeht. Bei einer Griechenlandreise im Jahr 1957 beeindruckte ihn die Architektur der Kykladen besonders stark. Die Einfachheit der weiß gekalkten Baukörper, ihre Beschränkung auf geometrische Grundformen, die in der Vielfalt ihrer Kombinationen dennoch ein unerschöpfliches Reservoir an ästhetischen Eindrücken enthält, ist auch in seinen heutigen Arbeiten als eine Art “Grundhaltung” spürbar. Natürlich gibt es noch andere Referenzen wie etwa Brancusis Materialsensibilität, das Werk des japanischen Künstlers…