Michael Hauffen
STAIRS 2 / projection frames
EINE INSZENIERUNG IM ÖFFENTLICHEN RAUM DER STADT MÜNCHEN
VON PETER GREENAWAY ZUM 100. GEBURTSTAG DES KINOS
26. OKTOBER BIS 19. NOVEMBER 1995
VON MICHAEL HAUFFEN
Daß der Film eine technologische Neuerung darstellt, durch die die (bildende) Kunst in ihrem traditionellen Geltungsanspruch in Frage gestellt wird, ist als Problem heute etwas in den diskursiven Hintergrund geraten, weil die sogenannten multimedia-Technologien dem Konflikt ein verschärftes Aussehen gegeben haben. Auf jeden Fall überrascht es, wenn ein Filmregisseur, dem auch im Bereich der neuen elektronischen Medien viele Türen offenstehen, sich auf das Feld der bildenden Kunst begibt, nicht um sich privat zu entspannen, sondern um dabei seine künstlerischen Möglichkeiten zu vergrößern.
Peter Greenaway ist aber auch schon in seinen Filmen vom weltweit herrschenden Dogma des amerikanischen Kinos abgewichen und hat sich – ganz im Trend der 80er Jahre – an europäische Traditionen der bildenden Kunst und der Architektur angeschlossen.
Der – allerdings formal konventionelle – Spielfilm “Der Bauch des Architekten” drehte sich etwa um Étienne-Louis Boullée als der repräsentativen Größe des unruhigen Geistes der Moderne, der sozusagen immer noch dazu verurteilt ist, mit seinen gigantischen Visionen in den Köpfen und Bäuchen derer sein Unwesen zu treiben, die auf eine Befreiung von der Beschränktheit ihrer symbolischen Mittel hoffen. Mit seinem Projekt STAIRS hat Greenaway es nun auch selbst unternommen, die Grenzen seine Genres zu überschreiten, und den öffentlichen Raum als Operationsfeld betreten.
“Projection Frames” ist das nicht gerade bescheidene Unternehmen, 100 Jahre Film als eine abgeschlossene Epoche zu feiern und dazu eine ganze Stadt…