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Titel: res publica 2.0 · von Paolo Bianchi · S. 114 - 121
Titel: res publica 2.0 , 2011

Paolo Bianchi
„Stadtkunst fördert das Bewusstsein für sich selbst wie auch für die eigene Stadt“

Experimentelle Gestaltungslust

Welche Bedeutung hat Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) für eine demokratische Öffentlichkeit?

Hilfreich ist der Hinweis auf eine klare Unterscheidung zwischen einer „öffentlichen Kunst“ und dem, was unter „öffentlichen Meinung“ verstanden wird. Seine Funktion in einer Gesellschaft geht über das produktive Palaver und die argumentative Auseinandersetzung eines Konsenses kaum hinaus. An diesen Mainstream-Diskussionen können sich zwar alle Mitglieder einer Gesellschaft beteiligen. Trotz allem wird hier aber über vertraute Bilder, akzeptierte Beobachtungen und althergebrachte Argumente verhandelt. Der öffentliche Meinungsdiskurs sensibilisiert zwar für Themen und Probleme, zugleich beschränkt er jedoch den Horizont der Kommunikation. Zur Sprache kommt nur, was bereits vorfindbar ist.

Die „öffentliche Kunst“ dagegen hat nicht den Anspruch, im Kontext des Normativen zu agieren, um dort die Paradigmen von gesellschaftlichen Konventionen zu bestätigen. Weder möchte sie sich vom öffentlichen Diskurs vereinnahmen lassen, noch will sie irgendwie „dazugehören“. Ihre Domäne hat das Außergewöhnliche zu sein. Sie setzt sich ab vom kollektiven Wertekanon und nährt sich aus einer hyperkommunikativen Weltsicht und experimentellen Gestaltungslust. So tauchen mit ihr unangenehme Fragen auf und bislang übersehene Zusammenhänge kommen ans Licht.

Urbane Dialogkultur

Benötigt die kapitalistische Gesellschaft die KiöR als „kritisches Feigenblatt“ oder wird sie als Repräsentationsinstrument missbraucht?

Wenn man um die verführerische Kraft kapitalistischer Ordnungsmächtigkeit weiß, wird klar, dass KiöR immer in der Gefahr ist, für bestimmte Zwecke instrumentalisiert zu werden. Deswegen benötigen Gesellschaften wirkliche Freiräume. Sie sind angewiesen auf „Leerstellen“, das meint unbesetzte öffentliche Orte, an denen vorbehaltlos ästhetisch gedacht und gehandelt werden darf.

Nicht…


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