Daphne Vitali
Städtische Rêv(e)olution(en) und die Stadt Athen
Athen ist und war schon immer eine Stadt der Widersprüche. Es ist eine Stadt, die zwischen Ost und West balanciert, dem Antiken und dem Heutigen, den Neureichen und den Geringverdienern, den Aufgeschlossenen und den Zurückweisenden, und vielen weiteren widersprüchlichen Gegebenheiten, die man als Bewohner der Stadt erlebt. In den letzten Jahren sind diese Widersprüche angesichts der Wirtschaftskrise noch sichtbarer geworden, denn jetzt steht das Bedürfnis zu träumen und für eine bessere Stadt zu kämpfen, neben dem Bedürfnis zu verbrennen, zu zerstören und gegen alles zu revoltieren, was das Land in seinen jetzigen Zustand gebracht hat. Unter solchen Bedingungen geht Zusammenarbeit oft Hand in Hand mit Kampf, Hoffnung mit Desillusionierung, das Idealbild mit Zerstörung und die Erwartung mit Verfall. Athen ist eine postfordistische Weltstadt mitten in der Wirtschaftskrise, deren öffentliche Räume verloren gegangen sind und zurückerobert werden müssen.
All die aktuellen Probleme der Stadt, wie die steigende Arbeitslosigkeit, die immer stärkere Einwanderung, die steigende Zahl an Drogenabhängigen und Prostituierten, die Schließung von unzähligen Geschäften, haben das Stadtzentrum sich selbst entfremdet und an den Rand der Verödung getrieben. Bereits die Ermordung von Alexis Grigoropoulos – der 15-jährige Junge wurde im Dezember 2008 von Polizisten in der Exarchia-Gegend im Zentrum von Athen getötet – führte zu Jugendprotesten, die in großflächigen Ausschreitungen eskalierten. In den folgenden Jahren kam es, aufgrund von Griechenlands Finanzstatus und dessen Kontrolle durch den IWF, in der Stadt zu unzähligen Streiks, Demonstrationen und Krawallen.
Diese Realität hat die Straßen der Stadt zu Orten des Aufruhrs…