Andreas Denk
Stadt der Frauen
»Szenarien aus spätmittelalterlicher Geschichte und zeitgenössischer Kunst«
FrauenMuseum, Bonn, 25.9.1994 – 2.4.1995
Historisch orientierte Themenausstellungen sollen sich als Erfolgsrezept für das Bonner FrauenMuseum für die Vermittlung zeitgenössischer Kunst erweisen: Zuletzt hatte man mit den “Bonnerinnen” anläßlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt 1989 einen großen Publikumserfolg – wenn auch mit nicht immer überzeugender Qualität der künstlerischen Beiträge. Ähnliche Resonanz erhoffen sich Marianne Pitzen und Co. nun von der neuen Ausstellung “Stadt der Frauen”, deren Thema als Hommage an Christine de Pizan und ihre Schrift “Livre de la Cité des Dames” (1405) dient. Gleichzeitig gedenkt man der 750jährigen Wiederkehr des Datums, an dem der Stadt Bonn vom Kölner Erzbischof die Erlaubnis zum Mauerbau ausgesprochen wurde, der von den Veranstalterinnen in lokalpolitisch motivierter Uminterpretation als Chance für eine eigenständige Frauenkultur gewertet wird.
Erneut hat das Frauenmuseum mit dem Seminar für Geschichte und ihre Didaktik der Bonner Universität zusammengearbeitet, das das historische Gerüst für die Ausstellung zusammenstellte: Christine de Pizans Vorstellung einer Gesellschaftsform, in der Frauen nicht ausgegrenzt oder diskriminiert werden, wurde Ansatzpunkt einer Rekonstruktion einer – so die These – zumindest im Beginn des Spätmittelalters vorhandenen eigenständigen Frauenkultur, die in acht “Bildern” des Frauenlebens der Epoche vorgeführt werden soll.
Gerade dieser historische Teil indes ist dünn bestückt. Schon über die nicht nur progressive Utopie der Christine ist kaum eine schlüssige Aussage zu erhalten, sie bleibt in dieser Ausstellung ein nicht hinterfragtes Mysterium. Dürre Texttafeln, ein unsystematischer Aufbau und das gänzliche Fehlen von Objekten, die “weibliches” Leben im Spätmittelalter verdeutlichen könnten, lassen – ungeachtet…