Michel Stoeber
Spuren der Moderne
Kunstmuseum Wolfsburg, 15.3. – 19.10.2014
Das Kunstmuseum Wolfsburg hat unter dem Titel „Spuren der Moderne“ im zwanzigsten Jahr seines Bestehens einen Teil seiner beeindruckenden, ja, glanzvollen Kunstsammlung zur Besichtigung ausgebreitet. Wegen der großen Wechselausstellungen des Hauses sind diese Werke nicht immer zu sehen und müssen leider viel Zeit im Depot verbringen. Das Museum widmet sich ausschließlich dem Erwerb von Kunstwerken, die nach 1968 entstanden sind, und hat damit bewusst ein einschneidendes und umstürzlerisches Jahr in der Kultur- und Zivilisationsgeschichte Europas und Nordamerikas zum Ausgangspunkt ihrer Sammlung gemacht. Die meisten Werke wurden in der Ära des ersten Direktors des Hauses, Gijs van Tuyl, angekauft. Da floss das Geld der Holler-Stiftung für das Museum noch sehr viel üppiger, als das heute der Fall ist. Der zweite, vor kurzem leider viel zu früh verstorbene Direktor Markus Brüderlin musste sich in seinen Ankaufswünschen bereits gehörig einschränken. Und aktuell kommen, wie es aussieht, Neuerwerbungen für die Sammlung überhaupt nur noch durch finanzielle Zuwendungen des Freundeskreises des Hauses zustande. Sic transit gloria mundi. Dennoch ist auf jeden Fall sehenswert, was das Museum vorzuweisen hat, und lohnt allemal den Besuch. Allerdings in diesen Werken nun „Spuren der Moderne“ entdecken zu wollen, um sich ihrem künstlerischen Gehalt zu nähern, ist ungefähr so sinnvoll, wie in einem Stammbaum nach seinen Urgroßeltern zu fahnden, um seine eigene Persönlichkeit zu verstehen. Nicht von ungefähr hat Walter Benjamin in seinem „Passagen-Werk“ die „Spur“ von der „Aura“ unterschieden und dabei beide dialektisch aufeinander bezogen. Die Aura leitet sich her von…