Dirk Schwarze
Spuren der documenta
Neue Galerie, 4.10.-29.11.1987
Was bleibt von der documenta in Kassel? Lange Zeit wurde diese Frage vergeblich gestellt. Zwar baute die Stadt ein documenta-Archiv auf, doch von einer nennenswerten Kunstsammlung gab es keine Spur. Ausgerechnet das in der Öffentlichkeit am meisten umstrittene Werk zur documenta 6 (1977) wurde als erstes am dauerhaftesten in Kassel verankert – der in den Friedrichsplatz versenkte Erdkilometer von de Maria. Mit dem Rahmenbau von Haus-Rucker-Co und der Laserskulptur von Horst H. Baumann waren darüber hinaus zwei weitere Großprojekte der documenta 6 – mit Hilfe von Spenden – für Kassel erhalten worden.
Mit einer gezielten Ankaufspolitik hatte dies allerdings nichts zu tun. Die Neue Galerie, 1969 als ein gemeinsames Haus für die Staatlichen und Städtischen Kunstsammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts gegründet, konnte nur beiläufig meist in Form von Leihgaben, die Kunst präsentieren, die die documenta bestimmt hatte. Dies änderte sich erst 1982, als sich die Stadt und das Land Hessen entschlossen, für je 150000 DM Werke direkt aus der documenta 7 anzukaufen. So entstand in der Neuen Galerie das erste in sich geschlossene documenta-Ensemble mit Bildern von Arman, Kirkeby, Lüpertz, Paladino und Richter sowie mit Objekten von Brouwn, Ruthenbeck und Rückriem. Außerdem überließ Claes Oldenburg seine Spitzhacke an der Fulda der Stadt als Geschenk. Die Chance allerdings, dem Kirkeby-Gemälde seine 1982 errichtete Backstein-Skulptur gegenüberzustellen, wurde vertan: Der vom Künstler als Geschenk angebotene Bau wurde abgerissen. Immerhin ermöglichten Museumsfreunde durch eine Sammlung, wenigstens das in Bronze gegossene Modell für Kassel zu erwerben – auch als…