Sprechen über Kunst
Tatsächliches Sprechen über Kunst findet auf dieser CD kaum statt, wenngleich es der nüchterne Titel “Sprechen über Kunst” ankündigt. Wie sollte es auch, immerhin handelt es sich um eine mediale Gruppenausstellung mit bildenden Künstlern und Musikern. Sie gestalten den akustischen Raum mit Klangexperimenten, auch mit argumentativen wie parodistischen oder gar poetischen Texten über den Kunstbetrieb, vor allem über den Sinn und Unsinn des dort kultivierten Diskurses.
Den Auftakt bildet babylonisches Stimmengewirr mit unablässig dialogisierenden und monologisierenden Menschen. Er stammt von dem in Berlin lebenden Künstlerpaar Dellbrügge/de Moll, und ihr Klangraum mutet an wie eine Parodie auf das Vernissagengeplapper. Ebenso wie der bald entnervende Geräuschpegel zu Beginn anschwoll, verschwindet er nach zehn Minuten.
Dem folgt die aus Analogieschlüssen komponierte Phrasen-Akkumulation des im Süddeutschen lebenden Olaf Probst, vorgetragen von verführerischer Frauenstimme mit französischem Akzent: “Die Worte ficken das Schweigen wie das Abstrakte die Kunst. Das Abstrakte fickt die Worte wie das Schweigen die Kunst. Die Kunst fickt …” Und so weiter treten sinnfällige Verse als experimentelle Lyrik über die Beliebigkeit von Kunstreflexion auf.
Poetisch anschließend die von dem Konzeptkünstler Adib Fricke beziehungsweise dem von ihm entwickelten Zufallsgenerator geschaffene und per Sprachsimulator präsentierte Textcollage “Das Lächeln des Leonardo da Vinci”. Zum Schmunzeln verleitet denn auch die bisweilen komische, von elektronisch verzerrter Stimme im Trauermarsch-Sing-Sang vorgetragene Abfolge von Stellungnahmen zwischen Klatsch und seriös klingender Nachricht, meist mit nullwertigem Kommunikationsgehalt – ganz wie sie im Newsteil etlicher Kunstzeitschriften nachzulesen, vor allem in den Gerüchteküchen der Kunstszenen weltweit zu hören sind.
Wie erleichtert im Anschluß daran die Abwesenheit…