Sprechen Sie Cha Cha?
von Christiane Bergob
Haare. Als Erstes sieht man Haare. Aller Formen, aller Farben. Gedreht, gezwirbelt, kariert, in Punkten, Haare stellenweise. Haare als Hüte. Keine Haare.
Dann Gesichter. Maria Callas, David Bowie, Marion Brando, Make-up macht Träume wahr, macht stark und selbstsicher, draußen ist es dunkel, jetzt kann man machen, was man will, guys and dolls. Von ungefähr 17 bis 25, alle sind englisch, keiner ist dem anderen ähnlich. Phantasie macht Mode, und die kann man nicht kaufen. Mülltüten, Tischtücher, Einkaufsnetze, Kartoffelsäcke, Kohlenketten, Hundebänder, Korkenzieher. Dazugehört, wer genauso anders ist. Schwul oder lesbisch, nymphoman oder keusch, hier ist bestimmt keine Variante ausgelassen.
Ausstellungseröffnung in der Lisson Gallery, London. Wo sind die Bilder?
Die Bilder stehen und sitzen, trinken und rauchen, lachen und kennen sich alle richtig gut. Und werden photographiert. Vom Chef persönlich, Mr. Logsdail, im beigebraunen Glencheck, der hat sowelche nämlich noch nie gehabt, und dann so viele, 700 sollen gekommen und gegangen sein. Hier könnte man stundenlang gucken, und wenn etwas übersehen wurde – es wird ja alles festgehalten.
Was man als Galerienpublikum kennt, steht sehr vereinzelt und eher im zweiten Raum, was wohl nicht nur durch unterschiedliches Äußeres bedingt ist. Klassenunterschiede sind hörbar und, wie man sagt, auch sehbar. Laut Statistik sind englische Arbeiterkinder nämlich kleiner im Wuchs und haben im Schnitt mehr Pickel (vielleicht hängt das mit unterschiedlicher Ernährung zusammen???). Wie man munkelt, sind ansatzweise selbst zwischen Labour und Conservative Party derlei Merkmale auszumachen.
Hier geht es aber weder um eine Partei noch eine Party, hier geht es um Kunst,…