Pascale Marthine Tayou
Spiele keine Spiele gegen Dich selbst!
Ein Gespräch mit Lydia Haustein
Pascale Marthine Tayou, 1967 in Yaoundé, Kamerun, geboren, lebt und arbeitet nach Aufenthalten in Stockholm und Paris in Gent. Seine Arbeiten, die sich zu einem vielfältigen Werk aus Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Videos und Performances fügen, wurden 1997 auf der Documenta X in Kassel, auf der Biennale Venedig 2004 und in zahlreichen internationalen Ausstellungen weltweit präsentiert. Die Ausstellung Rendez-vous 2005 im MARTa Herford veranstaltete erstmals in Deutschland eine größere Werkschau des Künstlers, die in einer Art anthropologischem Laboratorium die grundlegenden Ideen Tayous zusammenführte. Die Frage nach kultureller und nationaler Identität, nach historisch konstruierten Selbstvergewisserungen und die Durchlässigkeit von Grenzen sind die zentralen Themen seiner künstlerischen Arbeit. Dabei interessieren ihn seine afrikanischen Wurzeln, Migrationsprozesse und ökonomische Zusammenhänge ebenso wie die Komplexität städtischen Lebens, die Bedeutung von Biografie und die Auswirkungen von Krankheit. Für das KUNSTFORUM reflektiert Tayou das Gesicht, das für ihn Präsenz und Absenz gleichermaßen bedeuten kann.
***
Lydia Haustein: Das menschliche Gesicht ist unerschöpflich rätselhaft. Seine Beziehung zwischen äußerer Form und magisch anmutender Innerlichkeit forderte Künstler in allen Zeiten und Kulturen heraus. Wie hat es Ihre Arbeiten inspiriert?
PASCALE MARTHINE TAYOU: Nun, es steht nicht im Zentrum meines Schaffens. Aber jetzt wo Sie mich so gezielt fragen, registriere ich, wie für mich das Gesicht in seiner Rätselhaftigkeit doch immer präsent war und ist. Eigentlich ist das Gesicht, besonders auch in den kommerziellen Maskeraden des Kunstmarktes, ein extrem vielseitiges visuelles Konzept. Dieses Konzept entwickelt sich keineswegs chronologisch, sondern folgt eigenen Gesetzen. Diese…