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Ausstellungen: Wien · von Michael Hübl · S. 306 - 307
Ausstellungen: Wien , 2017

Spiegelnde Fenster 

Reflexionen von Welt und Selbst
21er-Haus
22.06.2017 – 14.01.2018
von Michael Hübl

Angekündigt wird eine Selbstverständlichkeit: „Reflexionen von Welt und Selbst“ verspricht eine Ausstellung im Wiener 21er-Haus. Der kurz gefasste Hinweis ist eine Erläuterung, denn er übersetzt den poetischen Titel der von Severin Dünser und Luisa Ziaja besorgten Werkauswahl in Sachprosa. „Spiegelnde Fenster“ nennen die Kuratorin und der Kurator ihren Parcours und umschreiben damit nur einen Gemeinplatz. Jedes Kunstwerk bedeutet eine Reflexion dessen, was Welt ist, und jede ästhetische Arbeit gibt etwas von ihrer Verfasserin oder ihrem Urheber wieder.

Aber wie es so ist mit wohl bekannten Statements und Sentenzen: Mitunter sind Aussagekraft und Komplexität höher als der erste Anschein nahelegt. Das macht schon eines der Exponate deutlich, ein 2014 von Friedl Kubelka aufgenommenes Schwarzweißfoto zweier Unterarme, das zurückgeht auf die auch als Video festgehaltene Performance „Mehr Wärme unter die Menschen“ (1972) von Peter Weibel. Auch dieser Titel verharrt im Allgemeinen. Erst das Bild offenbart seine Brisanz. Um den rechten, stark behaarten Arm liegt ein breites Lederband, das wie ein Patronengürtel mit Zündhölzern bestückt ist, beim linken Arm, der zart und unbehaart ist, wurde dem Handgelenk ein weißer Verband mit einer Reibefläche angelegt, auf der man die Streichhölzer zum Brennen bringen kann. Aus einem Allerweltsspruch wird eine Metapher für den Geschlechterkrieg. Eine Botschaft, die durch den Umstand, dass die – wohl männliche – Hand zur Faust geballt und als aktiv gekennzeichnet ist, während die andere, augenscheinlich weiblich, offen, empfangsbereit und verletzlich, mithin passiv, daliegt, noch eine Steigerung erfährt.

Was einfach…


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