Ralf Hanselle
Spiegelbilder
»Geschlossene Gesellschaft. Künstlerische Fotografie in der DDR 1949 – 1989«
Berlinische Galerie, 5.10.2012 – 28.1.2013
Geschlossene Gesellschaften sind immer die Hölle. Jean-Paul Sartre hat sie genau beschrieben: Geschlossene Gesellschaften sind Notgemeinschaften. Ihre Teilnehmer verdammen sie dazu, sich in den Blicken der anderen zu spiegeln. „L’ Enfer c’est les autres“, so Sartres berühmtes Resümee über eine solch teuflischen Lage. Die Hölle, das sind die Anderen – die, die uns durch ihre missfallenden Blicke zu verstehen geben, wer wir sind oder nicht sind; die, die uns mit unverständigen Augen unsere Lügen entreißen.
So gesehen war die DDR Sartres real gewordene kleine Höllengemeinschaft: 14 Millionen Eingeschlossene ohne Blicke von außen; 14 Millionen Spiegel und 14 Millionen Spiegelbilder. Diese Lesart gibt aktuell der Leiter der fotografischen Sammlung an der Berlinischen Galerie, Ulrich Domröse vor. Unter dem Titel „Geschlossene Gesellschaft“ hat er zusammen mit drei Co-Kuratoren eine dreigliedrige Ausstellung zusammengestellt, die sich mit der „künstlerischen Fotografie in der DDR“ auseinandersetzt. „Mit dem Abstand von über zwanzig Jahren“, so Domröse, „wollten wir noch einmal schauen, was die wichtigsten Positionen waren, und was davon noch heute Bestand hat.“
Mit der Fotografie in der DDR ist Domröse gut vertraut. 1955 in Ziesar geboren, studierte er zunächst Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität, bevor er sich ab 1983 daran machte, eine der umfangreichsten Sammlung zur Fotografie in der DDR aufzubauen. Just diese Sammlung, die heute gut 1.500 Bilder umfasst, bildet nun auch den Grundstock, aus dem die vier Kuratoren die „geschlossene Gesellschaft“ rekonstruiert haben.
„Ich weiß, dass man sich an dem Titel reiben…