Magdalena KrÖNer
Speaking with Hands
»Fotografien aus der Sammlung Buhl«
Folkwang Museum, Essen, 20.5. – 30.7.2006
Henry Buhls Wohnung in Manhattan ist voll von ihnen: Hände als Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen, Gemälden. Buhl, der zum Fotografen konvertierte Autodidakt, einst erfolgreicher Investmentmanager und heute gesellschaftspolitisch engagierter Philantrop und Kunstsammler, ist ein Besessener im besten Sinne, und er pflegt eine entschiedene Leidenschaft für ein Thema: die Hand. Beginnend mit einer Fotografie von Alfred Stieglitz hat Buhl sich in den letzten Jahren eine umfassende Sammlung mit Fotografien um das alleinige Motiv der Hand herum aufgebaut, die einen weiten Bogen spannt über Jahrzehnte und Genres, über Konzepte und Geografien, über künstlerische Provenienzen und Stile. Die Fotografie “Hände mit Fingerhut” aus dem Jahr 1920 zeigt die Hände von Stieglitz Frau und Muse Georgia O’Keefe, wie sie die Tätigkeit des Nähens in eine provozierend sexualisierte Geste wandelt und zugleich in ein wunderbar komponiertes Bild. Buhl kaufte die Fotografie 1993, zwei Tage bevor sie bei einer Auktion für ein Vielfaches ihres Wertes versteigert wurde und legte damit den Grundstein sowohl für die durchgängig herausragende Qualität nahezu aller Einzelwerke seiner Sammlung ebenso wie für ein geradezu libidinös motiviertes Interesse für deren Sujet.
Henry Buhl scheint mit seiner entschiedenen Sammelleidenschaft zunächst in bester kunsthistorischer Gesellschaft: schon die Malerei des Mittelalters wies der Hand Relevanz zu – man denke etwa an Hans Memlings psychologisierende und doch unnachahmlich realistische Charakterstudien, in denen einer eleganten Hand als Trägerin spezifischer Bedeutungen ebenso portraithafte Qualität eignet wie dem Gesicht oder der den Stand anzeigenden Kleidung.
Tizian erarbeitete einen…