Hamburg
Speaking back
Decolonizing Nordic Narratives
Kunsthaus Hamburg 03.06.– 01.10.2023
von Rainer Unruh
Zwei Ballerinen, offensichtlich Zwillinge. In ihren weißen Tutus tanzen sie wie auf einer Bühne. Doch der Raum, durch den sie sich bewegen, wird von keinem Dach überwölbt. Es ist eine raue Landschaft. Anfangs ist sie noch von Schnee bedeckt, dann wird sie grüner, Gras und Birken geraten in den Blick, auch Flüsse und Seen. Man begreift: Der Weg des Duos führt von Norden nach Süden. Einmal werfen die beiden Lassos in die Luft und fangen einen ausgestopften Fuchs und eine Mikrowelle ein. Aufsteller in Gestalt von Bären und Rentieren kreuzen die Route der Tänzerinnen, die Kamera gleitet an einem Schild mit dem Hinweis Souvenirs vorbei. Dann sind die Tänzerinnen plötzlich in einer Großstadt. Das Duo findet sich wieder auf einer gewaltigen Treppe vor einem massiven Bau mit wuchtigen Säulen. Jetzt tragen die Tänzerinnen eine blaue Tracht, ihre Bewegungen werden freier und wilder. Schnitt. Man sieht die Zwillinge, erneut im Tutu, diesmal in einem Rentiergehege und aus der Vogelperspektive. Dessen runde Form korrespondiert mit den weißen Röcken der Tänzerinnen. Am Ende entfernt sich der Blick immer weiter, bis Mensch und Natur zu einem abstrakten Ornament verschmelzen.
Es lohnt sich, Birds in the Earth (2018) vom Anfang bis zum Ende zu sehen. Das elfminütige Video von Marja Helander (Jahrgang 1965) eröffnet nicht nur die Ausstellung Speaking Back: Decolonizing Nordic Narratives im Kunsthaus Hamburg. Die finnisch-samische Künstlerin spricht in ihrem Werk auch zentrale Themen an, die für das antikolonialistische Narrativ ihrer Generation wichtig sind….
