Peter Winter
Spanische Bilder
Hamburger Kunstverein, 15. 3.-27. 4. 1986
Württembergischer KV, Stuttgart, 29. 5.-29. 6. 1986
Antonio Saura in der XPO-Galerie, Hamburg
Nach den spanischen Neo-Realisten rücken nun die spanischen Neo-Surrealisten nach Norden vor: auf die Bleistift-Kargheit folgt die dicke, dumpfe Farbkruste, auf die lakonische Tatortbeschreibung die dampfende, düster-unheilschwangere Symbolik. Nach dem nüchternen Tageslicht nun der nächtliche, schicksalslastige Lemurenzug und Geisterspuk: »Spanische Bilder« zu Gast an der Alster, im Kunstverein neben der Kunsthalle: Viel Paste, viel Pathos, viel Schlick, viel Gewölle und Glibber, viel dräuendes Getier, viel Mache und Masche. Selbst den Initiatoren der Veranstaltung, Karl-Egon Vester, hanseatischer Hausherr, und Tilman Osterwold vom Württembergischen Kunstverein, wohin die Neunmann- und Einfrauen-Parade anschließend noch wandert, kam dabei einiges »spanisch« vor. Sie hatten das Empfinden von »irgendwie unnahbar, fremd, fern, nahezu exotisch«.
Der einzige originäre Bildner, der zeichenhaft arbeitet und nicht knietief im Farbbrei und im schicken Dämonenmoor versackt, nicht in der abgeklapperten, abgestandenen »Allegoristerei« versinkt, ist der 1946 geborene, psychisch-kreative Katalane Albert Porta, der sich Zush nennt.
Er wahrt einen gewissen Abstand zum Depot der alten Muster und der aufgebrauchten Bilder, er demonstriert eine relative Offenheit im Chiffrensystem, läßt dem Besucher etwas Luft zum Atmen und zur eigenen Imagination.
Auch Ferrán Garcia Sevilla, Jahrgang 1949, der demnächst Spanien auf der Biennale in Venedig vertreten wird, ist eher ein Mann der schlangelnden Zeichen denn ein Stratege des Schlammringkampfes.
Die Figurationen und Materialisationen der anderen Teilnehmer der Equipe sah man schon besser und stringenter bei Mirö und den COBRA-Maskenbildnern, bei Chia, Cucchi, Paladine und Clémente. Es gibt auch Einstrahlungen…