Spanien
Jordi Colomer
Ciudad de bolsillo (Pocket city)
Komissar: AECID, Auslandsministerium
Kurator: Manuel Segade
Ort: Giardini
Die Pavillons in den Giardini sind die kulturellen Aushängeschilder der Nationen. 29 Länder haben sich ihr Plätzchen in dem unter Naturschutz stehenden Kunstparadies gesichert und mit repräsentativen Bauten besetzt. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich Künstler schon oft an diesen nationalen Repräsentationsarchitekturen abgearbeitet. Man erinnere sich beispielsweise an Hans Haackes legendäre Installation „Germania“ auf der Biennale 1993. Die radikalste Transformation in diesem Jahr wurde von Geoffrey Farmer im kanadischen Pavillon durchgeführt.
Der Pavillon ist auch Ausgangspunkt des Biennale-Beitrags von Jordi Colomer. Allerdings geht es dem Spanier nicht um den physischen Baukörper oder um die historische Situation in Venedig, sondern vielmehr um die Idee des Pavillons an sich, den er als lebendigen Ort der Zusammenkunft und des Miteinanders interpretiert.
Jordi Colomer ist für seine Video-Installationen bekannt, in denen zeitgenössische Architekturen und Stadtlandschaften als Settings für Fiktionen dienen. In seinem Beitrag „Mach mit!“ entwickelt er ein alternatives Pavillon-Modell, das den repräsentativen Anspruch unterläuft und das damit verbundene nationale Pathos auflöst: Es gibt einen „Pavillon im Pavillon“ und einen mobilen Pavillon außerhalb des Pavillons, „der überall auf der Welt sein kann“.
Im zentralen Raum hat Colomer eine architektonische Baukastenlandschaft aufgebaut. Auf Tischen stehen Modelle der typischen, 3-4-stöckigen Hotels, Appartementhäuser und Shopping Malls, wie sie zwischen 1968 und 2008 massenhaft an Spaniens Mittelmeerküsten errichtet wurden. Gesichtslose Kästen, die meistens monatelang leer stehen. Außerdem gibt es tribünenartige Aufbauten, auf denen die Besucher Platz nehmen können. Solche Konstruktionen stehen auch…