Susanne Boecker
Spanien
Dora Garcia – Lo Inadecuado / The Inadequate / Kommissar/Kurator: Katya Garcia-Anton.
Spanischer Pavillon in den Giardini, 23. Juni 2011, gegen 13 Uhr: „Ein Herr in einem lila Hemd blickt sich nach allen Seiten um und sucht nach etwas, das er anschauen kann … Die Zeit ist fast rum, weiß nicht, wer kommt … Ein Junge beugt sich herab, betrachtet den Balken mit offenem Mund. Das Mädchen, das ihn begleitet, beugt sich auch hinunter und berührt den Balken und streichelt ihn …“ Wir wissen das, weil eine Person im Ausstellungsraum das Geschehen unmittelbar protokolliert. Sie tippt ihre Eindrücke in einen Laptop. Das Protokoll wird irgendwo im Raum auf eine kleine Leinwand projiziert und zugleich in Echtzeit online veröffentlicht. Dabei ist es spannend zu beobachten, wie die Menschen ihr Verhalten ändern, sobald ihnen bewusst wird, dass es aufgezeichnet wird. „Instant Narrative“ findet während der gesamten 6-monatigen Dauer der Biennale statt. Die Mammutperformance ist Teil des Projekts „Lo Inadequado“, das Dora García (1965) für den spanischen Pavillon entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine erweiterte Performance, bestehend aus „Objekten, Gesprächen, Monologen, Theateraufführungen, Schweigen und Diskussionen“.
García orientiert sich bei ihrer Definition des „Inadäquaten“ an einem Zitat des amerikanischen Soziologen Erving Goffman: „Linkisch oder verwahrlost sein, falsch reden, sich falsch bewegen heißt, ein gefährlicher Gigant zu sein, ein Zerstörer von Welten. Wie jeder Psychotiker oder Komiker wissen solle, kann jede akkurat ungehörige Bewegung durch die dünne Decke der unmittelbaren Realität stoßen.“ Thematisch geht es García um den Begriff der Randständigkeit als einer…