Florian Rötzer
Soziale Phantasie
Gruppen in München
Sieht man von Spur ab, die schon in den sechziger Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt war und auch die entscheidenden künstlerischen und theoretischen Impulse gegeben hat, so wurde eine Abfolge von Gruppenbildungen seit den fünfziger Jahren in München bislang noch zu wenig beachtet. Noch bei Wolfgang Max Faust, der im KUNSTFORUM, Bd. 67 (11/83) von “Gemeinschaftsbildern” als einem “Aspekt der neuen Malerei” sprach, kam München nicht vor. Mit der Konjunktur der “Neuen Wilden” und den Bemühungen, ihnen eine entsprechende Genealogie zu stiften, wurde die Münchner Tradition expressionistischer Malerei nicht nur beiseite geschoben, sondern dann auch selbst nach den Einbrüchen der Euphorie mit diesen identifiziert und so noch einmal mit einem nun negativ gewordenen Label versehen, obgleich die Herkunft dieser Malerei, sieht man von den expressionistischen und informellen Wurzeln ab, mit der der “Neuen Wilden” kaum Berührungspunkte besitzt. Wenn Faust überdies sich in postmoderner Abgrenzung genötigt sieht zu sagen, daß die Gemeinschaftsarbeiten etwa der “Mülheimer” natürlich “keinesfalls Ergebnis einer theoretischen Programmtik, einer festgeschriebenen Gruppenideologie oder eines definierten Kunstkonzeptes” seien, sondern lediglich “Folge enger persönlicher Beziehungen der Künstler untereinander”, auch wenn dann trotzdem die “gemeinsame Suche nach neuen Bildnotwendigkeiten” als Hintergrund für einen beschwörten Trend herhalten muß, dann ist die Münchener Konstellation doch anders gelagert und von hochgesteckten theoretischen Ambitionen gezeichnet.
Im Kontext dieser Gruppen von Malern und Bildhauern, die sich sukzessive aus gesellschaftskritischen, aber auch aus der immanenten Logik ihrer Kunstproduktion über anfängliche Gemeinschaftsarbeiten auch der kollektiven Arbeit genähert haben, läßt sich ganz gut das Gemenge von…