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Titel: Urban Performance I · von Kim Gurney · S. 94 - 107
Titel: Urban Performance I , 2013

Kim Gurney
Sounding the City: Urban Performance in Johannesburg

Die Innenstadt von Johannesburg war in den letzten Jahren der Apartheid weitgehend verlassen, weil die Menschen in gesicherten Enklaven und im städtischen Umkreis lebten. Heute aber ist die Stadt ein pulsierender Hotspot und ein Paradies für experimentelle Künstler. Kim Gurney schreibt über Urban Performance, speziell über Klangkunst, die die alltägliche Sprache der Straße einsetzt. Der Autorin zufolge bringt dieser kurzlebige Modus nicht nur Verbindungen zwischen Raum und Macht zum Vorschein, sondern dient auch als passende Antwort auf eine neue Regierungsreform, die die Berechtigung der Kunst nur wirtschaftlich begründet.

***

Ein Handarbeiter stapft über eine geschäftige Straße in Johannesburgs Innenstadt. Den lärmenden Verkehr beachtet er nicht. Sein Kopf ist mit einem Schal umwickelt, er scheint ein weiterer Fußgänger zu sein, der bei Sonnenuntergang nach Hause geht. Lieferwägen und Bustaxis zerteilen die zweispurige Durchgangsstraße, vorbei an Dutzenden von ähnlich aussehenden Fußgängern, die direkt am Straßenrand laufen. Das einzige Fragezeichen in dieser typischen, alltäglichen Szene ist das Publikum. Zuschauer sitzen auf beiden Straßenseiten auf Plastikstühlen, beäugen sich gegenseitig und fragen sich, was hier los ist. Sie warten höflich und wenden dabei ihre Nasen von dem fauligen Gestank eines offenen Abflussrohres ab, das die Märzluft verpestet.

Der Arbeiter kehrt zurück. Auf der Rückseite seiner roten Jacke steht HÄUSER ZU VERKAUFEN. Das ruft Erinnerungen an die Zwangsräumungs-Teams der Stadt wach, die als ‚rote Ameisen’ tituliert wurden. Seine Rückkehr zeigt dem Publikum, dass er ein Performer ist, Sello Pesa, sodass die Zuschauer aufmerken. Ein aufragender Transportwagen, der mit zu recyclendem Plastik…

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