Baden-Baden
Soulages
Malerei 1946–2019
Museum Frieder Burda 17.10.2020–28.02.2021
von Uta M. Reindl
Pierre Soulages malt seine schwarzen Bilder nicht mit Schwarz, sondern mit dem darin reflektierenden Licht. Licht ist auch für Richard Meier, dem Erbauer des weißen Museums in Baden-Baden, wo der französische Maler seine abstrakten Gemälde ausstellt, das wichtigste Baumaterial. Das Weiße am Weißen sei aber für den US-Architekten nie ganz weiß, so heißt es. Ebenso wenig, wie für Pierre Soulages seine schwarzen Bilder schwarz sind, weil sie stets Farbe mitscheinen lassen. Und hier spielt neben dem Standort des Betrachters das Licht eine große Rolle. Dieser Umgang mit den farblichen Extremen zwischen dem modernen Künstler der Abstraktion und dem postmodernen Architekten erzeugt, wie der Ausstellungsrundgang in Baden-Baden recht bald zeigt, eine imposante Synergie. Außerdem eröffnet die Werkschau von Pierre Soulages eindrückliche Blicke zurück und zugleich nach vorn im Oeuvre des Künstlers, zumal er im letzten Jahr seinen 100. Geburtstag feierte und sogar einige seiner im Jubiläumsjahr geschaffenen Gemälde mitgebracht hat.
An der Längswand des großen Saals im Parterre, auf die jeder Besucher vom Eingang herzugehen mag, sind die im August und Oktober 2019 geschaffenen hoch- und großformatigen Gemälde nebeneinander gehängt. Horizontale Linien ziehen Furchen zwischen glatten Farbfeldern der schwarzen Monochromie. Und diese changiert farblich in den pastosen Spuren und glatten Flächen, wie schon angemerkt, je nach Betrachterblickwinkel und Lichteinfall. Wer aber von den Bildtiteln eine inhaltliche Annäherung erwartet, wird enttäuscht. Es sind schon fast Inventarnummern, denn sie machen sachlichen Angaben wie „Peinture 390 × 390 cm“, die nur noch durch das jeweilige Entstehungsdatum…