Sophie von Hellermann
„Ich vergleiche das Malen mit dem Schauspielern, denn auch Maler versetzen sich in eine Rolle.“
Ein Gespräch von Helga MEISTER
Sophie von Hellermann verinnerlicht Literatur, Philosophie, Musik, Film und Wissenschaften, reist durch die Welt und die Kunstgeschichte und sammelt Eindrücke, die sie spontan abrufen kann. Ihr Kulturverständnis aus Gegenwart und Geschichte, Realität und Fantasie ist außergewöhnlich. Sie wurde 1975 in München geboren, machte mit 17 Jahren ihr Bakkalaureat an einer Europäischen Schule in England, erlernte 1992 / 93 an der Fachhochschule in Oxford die Grundlagen von Design, Fotografie, Video, Grafik und Papierherstellung und studierte von 1993 bis 1999 Malerei bei Dieter Krieg an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie als AStA-Vorsitzende diverse Bands zu ausgelassenen Partys einlud.
2001 machte sie am Royal College of Art ihren Master. Heute pendelt sie zwischen Deutschland und England, lehrt seit 2022 als Professorin für Malerei in Karlsruhe und lebt mit ihrer vierköpfigen Familie in der Küstenstadt Margate, hat aber auch ein Atelier in London.
Mit 20 Jahren schuf sie ihr erstes Meisterwerk in einer aufgelassenen, staubigen Bun-desbahn-Ausbesserungshalle in Köln-Nippes, wo ihr Kommilitone Dietmar Lutz ein Atelier hatte. Als das Licht durch das Fensterkreuz fiel, goss sie kurzerhand einen Eimer Wasser auf ihren aufgespannten Nesselstoff und grundierte ihn mit fahlem Acryl-Grün. Die Farbe sackte ein, wirkte nur am Rahmenkreuz heller. Darauf malte sie einen Sherlock Holmes, der am Gitter lehnt und den Rauch aus seiner Pfeife bläst. Erstaunlich aber ist, dass die Figur trotz der simplen Machart an den Wanderer von C.D. Friedrich erinnert. Die…