Sophie Thun
The Art of Making Things
Von Katharina J. Cichosch
Sophie Thuns Blick taxiert ihr Publikum. In ihren Fotoarbeiten macht die 1985 geborene Künstlerin die Umstände ihrer Arbeitspraxis sichtbar – und welcher Umstand könnte grundlegender sein für ihre Kunst als die Künstlerin selbst? Ein Gespräch über den Umgang mit Ökonomien, barocke Altarbilder, gute Prinzipien fürs Kunstmachen und die Arbeit für Andere.
Katharina J. Cichosch: Wir sprechen, während du gerade in Lettland bist: zwei volle Monate wirst du live im Ausstellungsraum Fotos ausbelichten – nicht deine eigenen, sondern Negative von Zenta Dzividzinska oder kurz ZDZ, eine Fotografin aus Riga (1944–2011). Wo stehst du gerade?
Sophie Thun: Aktuell habe ich viele Arbeiten ausbelichtet und ein paar Werke von mir dazu gehängt, außerdem ortsbezogene Arbeiten gemacht. Das Archiv ist leider in keinem guten Zustand. Es geht jetzt erst einmal darum, überhaupt ein System zu finden, um ihr Werk zu sichern. Hierfür hat die Kuratorin, Zane Onckule, eine Archivarin gefunden, Liga Goldberga. Sie wird die Arbeit fortführen, wenn mein Aufenthalt vorbei ist. Wir sind beide viel in Kontakt mit ZDZs Tochter, der Kunsthistorikerin Alise Tiefentale, die das Archiv gerettet und zugänglich gemacht hat. Mir war es wichtig, dass meine Arbeit hier in etwas resultiert, das Zentas Archiv sicher aufarbeitet. Und ich freue mich sehr, dass es jetzt so viel Aufmerksamkeit für ihre Bilder gibt, die meisten dieser Negative wurden nie zuvor ausbelichtet.
Inhaltlich hat mich das Aufwachsen in Polen schon sehr geprägt.
Entdeckst du im Bearbeiten und Ausbelichten Gemeinsamkeiten mit Zenta Dzividinska? Kanntest du ihre…