Paolo Bianchi
Sophie Taeuber-Arp
Museum Bochum, 16.9.-29.10.89
Sophie Taeuber-Arp (1889-1943), schillernde und strahlende Figur in der modernen Kunst unseres Jahrhunderts, stand lange Zeit im Schatten ihres Mannes, Hans Arp. In aller Bescheidenheit schuf sie ein herausragendes Werk: Bilder, Stickereien, bemalte Holzreliefs, eigenwillige Marionetten. In ihrer Choreographie des Lebens wirkte sie als Tänzerin, Lehrerin, Malerin und Muse, kurz, als universelle Künstlerpersönlichkeit. Eine grosse Wanderausstellung, die zuvor in Aarau und Lugano zu sehen war, ehrt ihren 100. Geburtstag.
“Neapel voller Betrüger, aber im Museum wundervolle griechische Bronzen. Die ausgegrabenen Sachen von Pompei sind sehr dekadent, ein Kitsch aus Griechisch, Römisch, Ägyptisch…”, schildert Sophie ihre Eindrücke im Frühjahr 1915 in einem Brief an ihre Schwester. Beim Reisen immer mit Skizzenblock und Fotoapparat unterwegs, hielt sie ihre Eindrücke auch visuell fest. Erklärt sich die Koloristik in ihrem Werk als eine Reminiszenz an die Fresken Pompeis? “Fleissig besuchte sie mittelalterliche Kirchen”, schreibt Taeuber-Biographin Greta Stroeh. “In Völkerkundemuseen zeichnete sie die Ornamentik auf den Objekten fremder Kulturen, die sie in ihren Werken zu schematisierten Kürzeln verarbeitete. So kommt es, dass Anregungen von so disparaten Quellen wie Tanzmasken aus dem Sudan und romanischer Christusfigur sich auf einer von ihr bestickten Tülldecke in harmonischem Nebeneinander wiederfinden”.
Sophie Taeuber setzt sich mit moderner Tiefenpsychologie auseinander, schreibt ihre Träume auf. Sie wird Schülerin von Laban, dem Schöpfer des “Neuen Ausdruckstanzes”, tanzt nach eigenen Choreographien bei den Dada-Soirees vor Zuschauern, die “leise irrsinnig” (Carl Einstein) werden. Hans Arp, Sophies Lebensgefährte (26jährig lernt sie ihn 1915 in einer Zürcher Galerie kennen), schreibt in einem seiner Gedichte:…