Dirk Schwarze
Sophia Tabatadze
»from flags to flowers«
Kunstverein Göttingen, 18.1. – 22.2.2009
Ein Raum, drei Ebenen und drei Situationen. Die georgische Künstlerin Sophia Tabatadze (Jahrgang 1977), die vor zwei Jahren ihr Land in der Biennale von Venedig vertreten durfte, versteht es, mit kleinstmöglichem Aufwand die Dinge auf den Punkt zu bringen. Es ist die Uniformität, die ihr Land und ihr dortiges Leben in der sowjetischen Ära prägte. Doch um sich von dieser Uniformität zu befreien, werden auf manchen Gebieten in Georgien Mittel gewählt, die eine neue trostlose Einheitlichkeit schaffen. An die Stelle der Fahnenhalter, die früher zu jeder Wohnung oder jedem Balkon gehörten, ist nun einheitlicher, künstlicher Blumenschmuck getreten.
Sophia Tabatadze hat in dem zentralen Raum des Kunstvereins Göttingen (im Künstlerhaus) aus drei Elementen eine Situation geschaffen, die diese Entwicklung auf spielerische und heitere Weise verdeutlicht. Diese Arbeit hat der ganzen Ausstellung auch ihren Namen gegeben: „from flowers to flags“. Man tritt vor einen diagonal aufgestellten Raumteiler, der mit zwei transparenten Stoffbahnen so bespannt ist, dass der Eindruck eines unendlich hohen und endlos langen Hochhauses entsteht. Zuerst nimmt man auf der oberen Stoffbahn die aufgestickten bunten Blumengebinde wahr. Erst allmählich erkennt man, dass sie als einheitlicher Schmuck für die Balkone gedacht sind.
Auf der Rückseite des Raumteilers begegnet man Bildern aus der realen georgischen Hochhaus-Wohnwelt. Dias belegen, dass diese Uniformität Realität ist. Und an der Wand, vor der der Projektor steht, der diese Wirklichkeitsausschnitte vorführt, sind in dichten Reihen die Fahnenhalter angebracht, die in Sowjetzeiten für die nötige Buntheit und Staatstreue sorgen sollten.
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