Sophia Süßmilch
Ein Gespräch über den patriarchalen Blick auf den weiblichen Körper
von Ann-Katrin Günzel
Die multimediale Performancekünstlerin Sophia Süßmilch (*1983) thematisiert in ihrer Arbeit den weiblichen Körper und seine Auflehnung gegen gesellschaftlich vorherrschende Normen so authentisch wie kaum eine andere. Sie hat zunächst an der Akademie in München bei Stephan Huber, dessen Meisterschülerin sie auch war, Bildhauerei studiert, dann mit Fotografie und im Laufe der Zeit schließlich immer mehr performativ experimentiert, arbeitet aber weiterhin mit unterschiedlichen Medien. Der nackte Körper ist bei ihr sowohl Material als auch ein wiederkehrendes Motiv und obwohl sie damit in einer jahrzehntelangen Tradition weiblicher Körper performances von Carolee Schneemann über Yoko Ono bis Marina Abramović steht, zeigt der jüngste Skandal in Osnabrück, wo die CDU im Sommer 2024 ihre Ausstellung in der Kunsthalle schließen lassen wollte, dass damit noch immer ein Tabuthema berührt wird.
„Ich denke, dass die Kunst dafür da ist, dort hinzugehen, wo es wehtut, sich das anzuschauen und dann gestärkt daraus hervorzugehen.“
Wir treffen uns in Köln, um Fragen nach der anhaltenden Dominanz des patriarchalen Blicks, nach Mut und Verletz barkeit, nach feministischem Pflichtgefühl, Geschlechter rollen und Idealvorstellungen von einem schönen Körper nachzugehen.
AKG Lass uns doch direkt mit einer sehr anschaulichen Aussage von Dir einsteigen. Du hast einmal gesagt, dass Du es als Deine „verdammte feministische Pflicht ansiehst, scheiße auszusehen“. Bedeutet das dann auch, dass es schön und scheiße-Aussehen gibt?
SS Also das war eine provokante Aussage, die sehr verkürzt war. Sie stammt von Sibel Schick, die gepostet hat, dass es ihre…