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Monografie · von Jens Asthoff · S. 224 - 237
Monografie , 2010

Jens Asthoff
Sonja Vordermaier

Imaginationsobjekte

Eine Skulptur wie ein überdimensionaler, dunkler Kristall: Die halb mineralisch, halb schattenhaft erscheinende Gestalt ist von geschichteten Brüchen durchsetzt und weist zahllose teils großflächig, teils detailliert gestaffelte Schnittkanten auf, die in ihren Ausläufern manchmal so feinstofflich sind, dass sie wie graues Gefieder wirken. Der kompakte, aufwärts gerichtete Korpus scheint in Bodennähe aus der Wand hervorzubrechen, mündet in Aufsplitterungen und größeren raumgreifenden Auszweigungen. „Schatten 28“ (2009) hat Sonja Vordermaier für die Räume der de Soto Gallery in Los Angeles entwickelt und in einem gut sechswöchigen Herstellungsprozess vor Ort angefertigt und installiert. Das Werk ist kompositorisch auf Blickachsen im Raum hin ausgerichtet. Man betritt die Galerie von einer großen Fensterfront aus und geht direkt auf die am weitesten aufragenden Spitzen zu, wird also von der Skulptur auf größtmögliche Weise konfrontiert. Im Galerieraum entfalten sich andere Ansichten: Aus der Nähe etwa sieht man, wie komplex die schwarzgraue Oberfläche strukturiert ist, und erst beim Umrunden der Arbeit stellt sich heraus, dass sie sich auch auf der Rückseite einer Zwischenwand in kleineren Stücken passgenau und in stringenter Linearität fortsetzt – ganz so, als hätte da ein splitternder Block die Begrenzung des White Cube durchdrungen. Der Eindruck als zusammenhängende Plastik erschließt sich nur von einem bestimmten Standpunkt aus, den man eher beiläufig entdeckt und als Überraschungseffekt erlebt. So zeigt „Schatten 28“ bei erratischer Gesamtwirkung auch visuelle Pluralität und Dynamik, die erst im sukzessiven räumlichen Erfassen in ganzer Fülle einzuholen ist.

Die „Schatten“-Skulpturen – bisher gibt es 28 unterschiedliche, teils großformatige Stücke – sind bei…


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