EDGAR SCHMITZ
Someplace Unreachable
Ibid Projects, London, 19.9. – 12.10.2003
Erst mal ist es die Galerie, die hier transformiert ist. Zwischen Wänden mit Malereien und Foto und unter dem Regal mit Videos breitet sich Stroh aus und besetzt den Ausstellungsraum als Mischung aus Scheune, Gemütlichkeit und Arbeitsstätte. Und in Nathaniel Mellors fotografischem Gegenpart zur räumlichen Inszenierung streckt sich Gustav Metzger als Zuschauer und ikonischer Akteur auf einem Trödelsofa im Atelier aus (Untitled , 2001)
In dem Raum, der sich zwischen diesen beiden Polen ausdehnt, ist Vervollständigung als immer wieder unerreichbar inszeniert. In Laura Stasiulytes Counting (2001) erscheint sie als unmöglicher Horizont eines gewissenhaften aber endlosen Abzählens von geflochtenen Haarzöpfen, das mit eins beginnt und zwanzig Minuten später irgendwo kurz vor 1000 abbricht ohne beendet zu sein und dann im Loop wieder von vorne anfängt. Zögerlich annähernd ist dabei gerade auch, dass die junge Frau in einem etwas zu bemühten und überklaren Deutsch zählt und so noch vor dem Inhalt des quantifizierenden Erfassens sich dessen Form selbst als fremd und problematisch erweist. ‘Unerreichbar’ ist dabei genau die Überlappung von Unmöglichkeit des Projekts und Unbeholfenheit seiner ohnehin nur näherungsweisen Umsetzung.
Auch die märchenartigen Malereien von Anj Smith operieren in diesem doppelten Rahmen. Nicht nur, indem sich in ihnen die blonde Tanzfee mit Schnurrbart und Make-up bildraumfüllend in Pose setzt und neben ihr dann doch auch eine winzige Handgranate auf dem Boden liegt. Sondern auch, weil blonde Mähne und lackierte Fußnägel, Umhangsornamentik und Mauerblümchen des Hintergrundes in einer kleinteiligen Scheinnaivität gemalt sind, die jede Art von transgressiver…