Hanne Weskott
Somboon
Galerie Leger, 12. 4.-21. 5.1988
Seit etwa 15 Jahren lebt Somboon in München. Nach einer ersten künstlerischen Ausbildung in seiner Heimat Bangkok begann er an der Münchner Akademie ein Studium der Bildhauerei bei Robert Jakobsen. Nach dem Abschluß fehlte ein Atelier und damit zunächst die Möglichkeit, plastisch weiterzuarbeiten. So erinnerte sich Somboon wieder der Zeichnung, seinem ersten künstlerischen Medium und brachte es darin zu einer frühen Meisterschaft, die 1982 mit einer Ausstellung im Lenbachhaus belohnt wurde. Somboon kann in der Zeichnung Tradition und Einfluß beider Kulturen , in denen er lebt, auf eine sehr eigene Art verbinden. Seine Zeichnung ist gekennzeichnet durch eine strenge Konzeption, eine ablesbare Konzentration und durch den immer wieder vorkommenden skripturalen Charakter. Für ihn ist Zeichnen eine künstlerische Meditationsform, in die die Stimmungen und Befindlichkeiten des Tages nur kontrolliert einfließen können. Zeitweise trieb er seine Disziplin so weit, daß er sich Linien auf der Leinwand zog, um dann, wie beim Schreiben, Zeile für Zeile mit seinen Zeichen zu füllen. Nie allerdings vergaß er durch an- und abschwellende Dichte Spannung zu erzeugen, auch nicht bei den großen mehrteiligen Arbeiten, die schon mal aus 20 Einzeltafeln bestehen konnten. In den großräumigen, mehr bildhaften Zeichnungen dagegen, geht sein Strich vehementer, entsteht ein pulsierendes Leben, das mit den Wogen des Meeres oder atmenden Tierpelzen verglichen wurde.
Vor vier Jahren etwa, als er wieder einen Punkt größter Strenge in seinen linearen Konzepten erreicht hatte, suchte er nach Befreiung. Er entsann sich seiner früheren Arbeiten, in denen sich sein Strichgefüge zu relativ…
