FABIAN STECH
Solus ipse
Moi ! Selbstporträts im 20. Jahrhundert.
Musée du Luxembourg. 21.3. – 25.7.2004
Ich bin meine Welt. (Wittgenstein)
Schreibt man über Kunst, stellen sich zwei grundsätzliche Probleme, das des Lesers und das der Kunst. Beide Probleme lassen sich auf die Frage reduzieren, ob der Leser und die Kunst existieren, ja ob außerhalb von uns überhaupt etwas existiert. Insofern sich der Schreibende seiner eigenen Existenz im Akt des Sehens und des Schreibens versichert, ist er seine alleinige Welt, selbst wenn er sich und die Welt dabei in Zweifel zieht. Descartes nutzte diesen Zweifel zur Grundlegung des Rationalismus im Cogito. Für Kant war es ein Skandal der Philosophie, das Dasein der Dinge außer uns, bloß auf Glauben zu gründen. Deshalb verknüpfte er die Existenz der Außenwelt mit der Beharrlichkeit des wahrnehmenden Subjekts in der Zeit, welche die Außenwelt beweise. Diese Beharrlichkeit könne nicht ausschließlich durch unsere Vorstellung zustande kommen, sie existiere in den Dingen außer uns. Heidegger sah den Skandal bereits im Infragestellen der Außenwelt durch die Philosophie. Man kann das Problem des Solipsismus als ein künstliches Problem betrachten, doch in eben jenen Selbstporträts an den Wänden des Musée du Luxembourg, die die Existenz der Außenwelt in unserem Beispiel zu beweisen scheinen, wird es ein Problem der Kunst. Denn im Selbstbildnis zweifelt der Künstler in dem Maße an der Existenz der Welt, wie er sich durch das Bild seiner Existenz in der Welt versichert.
Pascal Bonafoux, Professor an der Universität Paris 8 und Kurator der Ausstellung Moi, hat 150 Selbstporträts von Künstlern des…