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Gespräche mit Künstlern · von Dieter Buchhart · S. 270 - 279
Gespräche mit Künstlern , 2002

MARCO EVARISTTI
SOLLEN WIR ALLE MENSCHEN VERKLAGEN, DIE MEERESFRÜCHTE ESSEN?

EIN GESPRÄCH VON DIETER BUCHHART UND ANNA KARINA HOFBAUER

Am 10. Februar 2000 wurde in Trapholt, einem Museum für bildende Kunst und Design in Kolding (Dänemark), die Ausstellung Eyegoblack eröffnet. Die Vernissage mündete in einem Eklat, der das Museum, seinen Direktor Peter S. Meyer und den Künstler Marco Evaristti in die Schlagzeilen der Weltpresse katapultierte. Von den dänischen Tageszeitungen Berlingske Tidende, Politiken und Jyllands Posten bis hin zu CNN und BBC World berichteten Printmedien, Radio und Fernsehen weltweit über die Installation “Helena” von Evaristti.

Zehn weiße Moulinex Optiblend 2000 Mixer standen auf einem einfachen Tisch. In jedem dieser mit Wasser gefüllten Küchengeräte schwamm jeweils ein orangeroter Goldfisch. Die Mixer waren für die BesucherInnen sichtbar verkabelt, an den Strom angeschlossen und somit betriebsbereit. Wer den gelben Knopf betätigte, tötete den Fisch und verarbeitete diesen zu kalter Fischsuppe. Die BesucherInnen wurden zu “Richtern über Tod und Leben”. Eine Stunde nachdem ein Besucher den Knopf betätigt hatte, traf die Polizei ein und verlangte den Strom abzuschalten. Meyer wurde von Tierschutzorganisationen wegen Tierquälerei geklagt und in der Zwischenzeit zu einer Strafe von 2000 Kronen verurteilt, wogegen er Berufung einlegte. In den zwei Tagen, an denen der Strom eingeschaltet war, starben sechzehn Fische.

Heute zählt das Werk zur Sammlung des Museums, wobei die Goldfische in Kunstharz gegossen in den Mixern zu Objekten erstarrt sind. Die Partizipation des Publikums als entscheidender Bestandteil der Installation ist wohlweislich ausgeschlossen. Die Mixerobjekte werden hinter einer Glasscheibe präsentiert.

Im September 2001 verwendete Evaristti Ratten in…


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von Anna Karina Hofbauer

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