Ursula Maria Probst
Soleil Noir
»Depression und Gesellschaft«
Salzburger Kunstverein, 20.7. – 10.9.2006
Die Sorge um das erschöpfte Selbst bildet nicht nur den Impuls für die Ausstellung “Soleil Noir”, sondern befasst sich darüber hinaus mit den soziokulturellen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Individuum als Auslöser depressiver Stimmungsschwankungen. Der Titel “Soleil Noir” als poetischer Subtext bezieht sich unter anderem auf eine Publikation der Psychoanalytikerin und Philosophin Julia Kristeva und deren Abhandlung über Depression und Melancholie. In “Soleil Noir” wird die schwarze Sonne zur Metapher für die Negation einer starken Kraft, die zwar spürbar bleibt, doch zunächst an positivem Gehalt verliert. Die Depression als ein extrem zugespitztes Selbstbewusstsein, das in dem Bewusstsein nur man selbst zu sein, resultiert, zeigt Parallelen zur Melancholie. Im Ausstellungskontext wird allerdings gleich eines klargestellt: “Wenn die Melancholie eine Eigentümlichkeit des außergewöhnlichen Menschen war, dann ist die Depression Ausdruck einer Popularisierung des Außergewöhnlichen”. Aufgegriffen wird damit ein Zitat des französischen Soziologen Alain Ehrenberg, der in seinem Bestseller “Das erschöpfte Selbst, Depression und Gesellschaft in der Gegenwart” der Frage nachgeht, weshalb immer mehr Menschen depressiv werden. Eigenverantwortung, Selbstverwirklichung, Erfolg und Glück gelten heute als selbstverständliche Anforderungen einer neoliberalen Gesellschaftsstruktur. Für Alain Ehrenberg ist die Depression infolgedessen die Krankheit der Freiheit und die negative Kehrseite der Emanzipation von Anpassung und Unterordnung. Wie viel Freiheit und Selbstverantwortung verträgt der einzelne, ohne in die Psychofalle von “Burn-Out”, Depression oder Borderline Störungen zu geraten?
In der Ausstellung “Soleil Noir” interessiert die Depression zunächst als Massenphänomen, gegenüber einem inflationären Gebrauch des Depressionsbegriffs begibt man sich allerdings auf…