CLAUDIA HERSTATT
Sol LeWitt
»Wall Drawing. New Gouaches«
Galerie Sfeir-Semler, Hamburg, 1.2 – 30.3.2002
Lange schon hat der 1928 geborene amerikanische Hauptvertreter der Minimal- und Konzeptkunst Sol LeWitt keine Arbeit mehr in situ in Europa gemacht. Für die Hamburger Galerie Sfeir-Semler gab es eine Ausnahme. Nicht nur das. Auf eigenen Wunsch hin kam er aus den Staaten angeflogen, um die von ihm konzipierte und seinem konzeptuellen Ansatz treu von seinen Mitarbeitern ausgeführten Wandmalereien vor Ort “abzunehmen”.
Keine Presse, keine Sammler, keine Museumsdirektoren, so hatte er sich ausbedungen. So wusste so gut wie niemand von dem Besuch des sich sowieso gerne rar machenden Künstlers, und der konnte in aller Gelassenheit und unbelästigt seine Mitarbeiter zum Abendessen ausführen. Sie hatten es wieder einmal verdient: Tag um Tag hatten sie zunächst die vier Wände der Galerie auf der Hamburger Fleetinsel abgeschliffen und aalglatt gespachtelt, dann den 1:10 großen Entwurf darauf übertragen, anschließend mit dicken Pinseln die speziell in der Schweiz angerührten leuchtenden Farben Gelb, Orange, Rot, Lila, Blau und Grün in den abgeklebten geometrischen Feldern aufgetragen. So perfektionistisch, dass Sol LeWitt zufrieden war.
Soweit zur Arbeitsmethode: das Eingehen anhand von Plänen auf den jeweiligen Raum, auch ohne ihn vielfach selbst gesehen zu haben, das Überlassen der Ausführung den Mitarbeitern anhand genauer Instruktionen. Gelegentlich legen auch mal Sammler und sozusagen die Besitzer seiner Werke, die eigentlich nur aus Skizzen, schriftlichen Anweisungen und der impliziten Erlaubnis des Künstlers bestehen, selber gelegentlich zitternde Hand an, wie beispielsweise Elisabeth Sohst anlässlich der Eröffnung der Galerie der Gegenwart als Erweiterungsbau der Hamburger…