Sokari Douglas Camp
Die Bildhauerin Sokari Douglas Camp steht, besser als sonst jemand, für das moderne Afrika. Mit ihrem kinetischen Werk erzählt sie von der langen Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne. Die in London lebende und mit einem Engländer verheiratete Nigerianerin läßt mit wahrhaft heidnischer Furcht und Freude die Gestalten der rituellen Feste ihrer Heimat Kalabari vor unseren Augen erstehen.
In diesem Verstoß gegen Tabus, dieser Darstellung einer uralten Spiritualität mit modernen Mitteln zeigt sich der Versuch, die althergebrachten Ängste zu überwinden. Douglas Camp weiß, daß sie mit dieser freien Darstellung des Heiligen und Geheimnisvollen den Bereich des Verbotenen betritt. Sie verewigt die Tradition der Riten der Yoruba, indem sie mit ihr bricht. Der interessanteste Aspekt daran ist vielleicht, daß sie dies nicht gewagt hätte, wenn sie keine Frau wäre. “Als Beobachterin das zu sehen, woran die Männer teilnahmen, war für mich eine gute Sache. Als Mann hätte ich bestimmt wesentlich mehr entdeckt. So aber habe ich bei bestimmten Details, die ich als Frau nicht kennen konnte, weitgehend meine Phantasie einsetzen müssen. Ich habe das getan, weil ich nichts anderes hatte. Eine größere Annäherung war hier nicht möglich.”
Es ist schade, daß das statische Bild des Fotografen nicht vermag, den Klang von Douglas Camps Maschinen als grelle, furchterregende Musik zu vermitteln, die synkopische Bewegung der farbenprächtig gewandeten Tänzer, der blaugekleideten Trommler und der Segel des gewaltigen Schiffes, das in See sticht und einer unbekannten Zukunft entgegenfährt.
Douglas Camp selbst erklärt, sie betreibe ihre Bildhauerei nicht für die Vergangenheit, auch nicht wirklich…