Annelie Pohlen
Sofia Hultén
»No No NoNo No No«
Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf, 9.9. – 29.10.11
Was Sofia Hultén seit Jahren antreibt, dürfte Anhänger des ökonomischen Turbosystems um den Verstand bringen. Wie sollte deren Warenkreislauf auch funktionieren, wenn sich jeder daran machte, die Dinge zu rekonstruieren, zu renovieren und gar nach eigenem Belieben neu zu ordnen? Das gilt als Zeitverschwendung – und Zeit ist teuer.
Welchen Mehrgewinn an geistigem und sinnlichem Vergnügen ihre diesem Denken trotzenden, Zeit geradezu verschlingenden Prozesse den ausführenden Händen wie dem Intellekt bereit stellt, führt die 1972 in Stockholm geborene, in Berlin ansässige Künstlerin auf zwei Etagen in einer wunderbar dosierten, Medien übergreifenden Inszenierung vor. Als erstes fällt eine ziemlich schrottige Metalltür ins Auge, die den Ortskundigen den vertrauten Zugang versperrt. Das könnte stutzig machen. Dem Bedürfnis nach umgehender Begegnung mit dem Werk wegen den zweiten Eingang nutzend stellt sich dem Eiligen ein eher bescheiden in die Ecke platzierter Monitor in den Weg. „Investigation – Reconstruction“, 2011, ist der Titel und zugleich die denkbar knappste Formulierung für ein Programm, in das die einst gesellschaftliche Existenz konstituierende Werktätigkeit einfließt wie in eine Spurenlese, in der sich wissenschaftliche Analyse und kreative Fantasie nahtlos verschränken. Selbst wenn man der in Galerien üblichen Handreichung entnehmen kann, dass sich Hultén kriminalistischer Lehrstücke bedient, schwingt in den ruhig hintereinander geschalteten Handlungen eine eigensinnig durchmischte Aura aus vertrauter Alltäglichkeit und mysteriöser Akribie. Rätselt man hier, welche der zerkleinerten Stoffen die Person, von der nur die Hand sichtbar wird, mit der Pinzette in eine Plastikdose füllt…