SIGRID FEESER
Society Dream
Margret Eicher – “gefälschte Gobelins”
Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt, 25.9. – 31.12.2002
Müsste man den ersten Eindruck beschreiben, ginge der so: Die Bilder sind groß und vielfigurig, sie sind wohlgeordnet und bunt. Ihre seltsam verwaschen wirkende Oberfläche trägt zur Täuschung bei. Margret Eichers in die ständigen Sammlungen des Frankfurter mak integrierten zehn “gefälschten Gobelins” sehen zunächst aus wie richtige, was auch damit zu tun hat, dass die Bilder digital auf Tapisseriestoff gedruckt wurden, die für Gobelins charakteristische Einheit von Bild und Trägermaterial zwar aufgehoben ist, als Möglichkeit aber immer mitläuft. Andererseits (ließe sich durchaus mutmaßen) sind die Gobelins insofern auch wieder nicht falsch im ganz strengen Sinn, als sie die Anmutung Wirkteppich perfekt erfüllen.##### Also man sieht nach Art eines traditionellen höfischen Bildteppichs organisierte Bilderzählungen. Diese hatten außer ihrer eigenen Prächtigkeit bestimmte mythologische, allegorische, literarische oder religiöse Inhalte zu transportieren. Als solche waren sie die unverzichtbaren Requisiten des höfischen Zeremoniells, sichtbare Zeichen fürstlicher Repräsentation und mal mehr oder weniger fest installierte Teile der Ausstattung. Ausgeklügelte Hängepläne hatten Rang, Stellung und Ansehen dessen zu berücksichtigen, der sich mit ihnen umgab. Großformate mit figurenreichen Historiendarstellungen nahmen in der Hierarchie der Bilder die erste Stelle ein, Jagdszenen und Verdüren rangierten am unteren Ende der Skala. Auch damit hat das ausgeklügelte Konzept der Künstlerin zu tun. Indem sie historische ikonografische Programme mit heutigen Versatzstücken sozusagen digital nivelliert verblendet, erinnert sie daran, dass Bilder immer “komponiert” waren, jede Forderung nach Natur, Wahrheit und Authentizität eins zu eins zu den beliebtesten perspektivischen Täuschungen…