Sigrid Feeser
Social Design
»Matthew Brannon, FOS, Laura Horelli«
Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 12.3. – 24.4.2006
Design ist das all over-Muster unserer zeitgenössischen Existenz. Muss man diese Omnipräsenz aber wirklich abgrundtief ernst nehmen? Der Amerikaner Matthew Brannon (1971 in St.Maries, Idaho geboren, lebt und arbeitet in New York) macht sich deren Charakteristika subversiv zu Eigen. In Karlsruhe überzeugt er als virtuoser Jongleur zwischen Ebenen des Visuellen und der Bedeutungen, die eigentlich gar nicht miteinander vermittelbar sein. Seine Bilder und Grafiken überzeugen durch formale Präzision und elegante Gestaltung. Scherenschnittartige, ornamental und floral durchgearbeitete “Wandteppiche” erinnern fatal an weibliche Handarbeit. In Brannons Siebdrucken wird man mit einfacher, plakativer Motivik konfrontiert (wie zum Beispiel Obstschalen oder Melonenhälften), der lakonische Überschriften beigesellt sind. “Sick Decision” zum Beispiel klingt fröhlich abgedreht, doch die Fröhlichkeit hat einen Stich ins Fatale. Das hat weniger mit Großzügigkeit in der Erfindung zu tun, als mit Titeln und auf menschliche Malaisen (wie Alkohol- und Drogenmissbrauch) Bezug nehmende Texteinschübe, die quer zum Motiv stehen: “Teachers Fuck Students”, “Premature Ejaculation”, “Recognizing Others’ Limitations”, “From One Prison to Another”, ” House of Rot”. In der in schwarzem Vinyl vor Ort ausgeführten Wandarbeit “Other Pathologies Become Yours” verkündet gutgelaunt ein Ensemble von schwarzen Messern (nebst weißem Blutstropfen?) die Brüchigkeit des in vereinzelte Motive und Fragmente zerfallenen Territoriums, das sich auf eine vertrackte Weise in einen sprachlich suggestiv möblierten Raum verwandelt, in dem die Erlebnisse des Betrachters/Lesers und deren Verwandlung in ein künstlerisches Statement stattfinden. Der Ausstellungstitel “Social Design” ist einem künstlerischen Projekt von FOS entnommen…