Baden-Baden
Slavs and Tatars. Simurgh
Staatliche Kunsthalle 14.02.– 18.05.2025
von Isa Bickmann
Das elektrisierende Klacken aus den verschiedenen Lautsprechern stimmt zu Beginn der Ausstellung im ansonst leeren Hauptsaal mit einer Art rhythmisierten, sich wiederholenden Melodie ein. Sie vermag die Konzentration zu steigern, noch mehr, wenn man sich unter das hoch hängende Tuch auf dessen „künstlichen Schatten“ stellt, wie es im Beiheft heißt, wo man derart behütet die Lautsprecher im Verbund akustisch besonders gut wahrnehmen kann. In Cevdet Ereks Courtyard Ornamentation with 4 Sounding Dots and a Fake Shade finden Raum, Ton, Hall und Zuhörer zusammen. Hier geht es also um das Miteinander – eine Leitlinie dieser Ausstellung.
Die andere Spur folgt Marcel Broodthaers, dem der Nachbarraum vor dem ehemaligen Direktorenzimmer gewidmet ist. Zu sehen sind verschiedene Exponate und Dokumente aus seinem 1968 gegründeten fiktiven Musée d’Art Moderne. Département des Aigles. Wort und Schrift, die Auseinandersetzung mit René Magrittes Pfeife und ihre verschiedenen Realitäten, wie auch die Broodthaerschen Gegenbegrifflichkeiten sind die Referenzen für die präsentierten älteren und jüngsten Werke der in Berlin ansässigen Künstler*innengruppe Slavs and Tatars. Das 2006 gegründete Kollektiv arbeitet, so ist wiederholt zu lesen, über Themen, die sich mit Eurasien, dem bevölkerungsreichsten Gebiet „östlich der ehemaligen Berliner Mauer und westlich der Chinesischen Mauer“ beschäftigen. Transkulturelle Verknüpfungen ziehen sich durch die sieben Ausstellungsräume der Baden-Badener Kunsthalle. Als Tor dient ein Teppich, der die Zeichnung einer typisierten Pforte, wie man sie im Nahen Osten findet, mit den nach Geschlechtern getrennt zu nutzenden Türklopfern aufweist. Soft Power heißt diese weiche Schwelle in das Reich…