THOMAS WULFFEN
Skulpturen Quadriennale
Europäischer Raum
4. Juni bis 25. Juli 2004
Schon im Titel des Ausstellungsprojekts der Skulptur Quadriennale 2004 im lettischen Riga lässt sich eine Differenz ableiten, die ebenso für andere Elemente der Ausstellung gelten können. Denn der Titel ,Europäischer Raum’, auf lettisch Eiropas Telpa, ist einerseits Beschreibung, aber andererseits auch Behauptung. Ob sich ein Ausstellungsprojekt im Westen Europa einen derartigen Titel geben würde, ist nicht anzunehmen, denn der europäische Raum ist wesentlich eine Projektion der eigenen Verhältnisse auf diesen Raum. Zumindest kann diese Sicht aus dem Blick eines Westeuropäers angenommen werden. Für einen Osteuropäers ist der europäische Raum alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Aber auch das mag wiederum die Sicht eines Westeuropäers sein. Vielleicht kann man sich darauf einigen, dass für diesen spezifischen es unterschiedliche Selbstverständnisse gibt. Diese haben auch etwas mit dem historischen Datum des 1. Mai 2004 zu tun, an dem die zehn neuen Mitgliedstaaten – Zypern, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakische Republik und Slowenien -, in denen insgesamt über 100 Millionen Menschen leben, der EU beigetreten sind. Wer nach diesem Datum in die genannten Länder einreiste, dem genügte der Personalausweis zur Identifikation. Der Autor dieser Zeilen hatte 1991 das Glück und die Chance in Riga ein Ausstellungsprojekt mit Berliner Künstler zu realisieren. Lettland hatte kurz zuvor unter dem russischen Präsidenten Boris Jelzin, der sich während des Aufstand in Moskau auf dem Land in der Nähe Rigas versteckt hielt, seine staatliche Unabhängigkeit wieder erhalten. Dennoch waren Visa für die Einreise notwendig…