Skulpturen machen
oder doch lieber Bilder
von Annelie Pohlen
Gefragt, warum sie keine Skulpturen im Raum mache, sondern ihre plastischen Arbeiten in der Gestalt von Reliefs an der Wand belasse, antwortet Marianne Eigenheer, sie mache Bilder, nicht etwas, was fest im Räume stehe. Die Worte sind lapidar, der Sinn ist hintergründig – nicht nur ihre eigene Arbeit betreffend, sondern auch mit Blick auf viele junge Künstler, die als Bildhauer oder als Maler in den dreidimensionalen Raum dringen. Wenn vom Einbruch der Farbe in die Arbeit der Bildhauer die Rede ist, dann läßt sich der Klärung halber die Untersuchung auf die Skulptur im Raum beschränken, mag es mithin angemessen erscheinen, das Relief auszuklammern. Nun läßt sich aber gegenwärtig weniger denn je in unserem Jahrhundert übersehen, daß es vor allem Maler sind, die Skulptur/Plastik und Farbe in ein medienübergreifendes Spannungsverhältnis bringen. Das verleitet zu der Frage, ob Maler Bildhauer sein wollen, oder ob es nicht eher um Malerei im Raum geht. Das bedingt nicht minder die Frage, ob Bildhauer in dem Moment, da sie Farbe einsetzen, nicht auch Maler sein wollen. In diesem Fragengeflecht nimmt das Relief seine Schlüsselrolle ein. Das Relief als Brücke zwischen Fläche und Raum – unter rein formalen Gesichtspunkten. Das Ringen der Maler mit der Fläche, die Spannung zwischen Illusionsraum und wirklichem Raum, konnte sich hier entladen, ohne dem Bildcharakter radikal zu entsagen, ohne die Distanz zum Raum gänzlich aufzugeben. Was wunder, daß das Relief mit dem Moment, da die Kunst begann, sich selbst zu reflektieren, zu einem beliebten…
