Doris von Drathen
Skulpturen in Hamburger Galerien
Galerie XPO:
Johannes Brus
5. Juni-30. Juli 1986
Ein großes, grünes Rhinozeros schaut aus dem ebenerdigen Fenster der Galerie XPO im Grindelviertel. Neben dem Rhinozeros steht eine gestreckte Frau; auf dem Boden liegt eine Kugel.
Die drei Figuren sind aus porösem Material, aus unregelmäßig abgegossenem Gips, und sie sind in Farbe gefaßt. Die hohe menschliche Gestalt und die Kugel haben einen Schimmer von Goldbronze, das Rhinozeros ist so selbstverständlich grün, als hätte dieses Tier nie eine andere Farbe gehabt.
Die drei Figuren beherrschen den Raum. Der Galeriebesucher, der sich dazustellt, ergänzt, ob er will oder nicht, als lebendiger Teil die Plastik; stellt sich selbst in Bezug zu den drei Figuren, die aufeinander bezogen sind.
Johannes Brus ist ein einfacher, ruhiger Bildhauer. Er will keine raffinierte Kunst machen, er spürt schlicht alte Bilder in seiner Seele auf und versucht, sie in seinen Plastiken umzusetzen. Oftmals stößt er auf Bilder aus der ägyptischen Mythologie, ist fasziniert von dem Gott Anubis, oder vom Falken Horus, die beide in ägyptische Totenriten eingebunden sind. Auch bei dieser Skulpturengruppe interessiert ihn in allererster Linie die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Von den Skulpturen geht eine feierliche Aura aus. Der kleine Raum, in dem die Menschenbüste mit der schakalartigen Büste des Totengottes Anub steht, sich in einen sakralen Raum verwandelt. Die Figuren gebieten Ruhe, lassen den Dazutretenden innehalten.
Johannes Brus arbeitet zwar nicht bewußt auf den Raum bezogen, aber er will, daß seine Plastiken eine raumbestimmende Wirkung haben. Die Aura, das Unantastbare seiner Figuren und gleichzeitig…
