Claudia Posca
Skulpturale Ereignisse
Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 27.7. – 15.9.1991
Gewohntermaßen ist mit der Anschauung von Plastik eine Diskussion von Material und Raum verbunden. Obwohl dies unumstößlich zu sein scheint, regt sich Zweifel, der der allzu häufigen Konfrontation mit jenem Begriffspaar entstammt. Der wiederholte thematische Fingerzeig auf das Phänomen des Raumes angesichts von Dreidimensionalität mündet in der Floskel, es gehe um eine jeweils spezifisch und individuell formulierte Auseinandersetzung mit Raum, was ebenso zutreffend ist wie nichtssagend bleibt. Die in der von der Kunsthalle Düsseldorf präsentierten Ausstellung “Skulpturale Ereignisse” vertretenen Positionen der Düsseldorfer Künstlerinnen Liz Bachhuber, Nan Hoover, Gisela Kleinlein, Julia Lohmann, Inge Mahn und Franziska Megert sind Anlaß, das Immergleiche dieses Gedankens zu unterwandern, möglicherweise im Sinne einer Rezeptionsästhetik, wie es das Ausstellungskonzept beabsichtigt. Vorausgesetzt, es berücksichtigt die Bedingung, daß das Werk Mittelpunkt der Betrachtung ist und nicht durch die Betrachteraktivität ersetzt werden kann. Dann nämlich erscheint die Werkqualität nicht als bloßes Resultat der Anschauungsfähigkeit des Betrachters, sondern ist Phänomen aus eigenem Recht, das an sich selbst bemessen werden will.
“Skulpturale Ereignisse” zeigt Ereignisse für den Betrachter. Zugleich ist das Gezeigte aber mindestens ebenso vehement Plastik, die als ein anderes und darin Eigenes begegnet. Dies im einzelnen darzustellen birgt Spannung genug, muß aber im Rahmen einer Gruppenausstellungsrezension zu kurz kommen. Zur Debatte steht vielmehr eine ins Terrain der Philosophie zielende Frage nach der Relevanz des Raumbegriffs, bewirkt und vorangetrieben durch den Vergleich der präsentierten Positionen zeitgenössischer Bildhauerinnenkunst. Der Spannungsbogen reicht von klassischer Formulierung (Gisela Kleinlein, Julia Lohmann) über Rauminstallation (Liz Bachhuber, Inge Mahn)…