Skulptur Projekte Münster 2017
Künstlerischer Leiter: Kasper König
Kuratorinnen: Britta Peters und Marianne Wagner
10. Juni – 01. Oktober 2017
Den Wurzeln treu: Moderate Gangarten und subversive Präsenzen
von Martin Seidel
1977 gab es noch ästhetische Fronten. Die Kunst war abstrakt und der Zeit voraus, die Spießer spießig und der Zeit weit hinterher. Kunst und Öffentlichkeit begegneten sich in Münster in klischeehafter Unversöhnlichkeit. Konkret war es die 1975 an der Promenade Engelenschanze aufgestellte Skulptur von George Rickey, die die Bürgerschaft der Bischofsstadt in Rage brachte. Klaus Bußmann, der spätere Direktor des Landesmuseums, ergriff die Initiative und versuchte gemeinsam mit Kasper König, der feindlich gestimmten Bevölkerung in der Ausstellung „Skulptur ’77“ klarzumachen, dass Rickeys „Drei rotierende Quadrate“ kein 130.000 DM teurer Humbug und überhaupt moderne Skulpturen Kunst sein können. Damit war, vierzig Jahren ist es her, der Grundstein der „Skulptur Projekte“ gelegt. Heute sonnt sich „Skulptur Projekte“ im Glanz des Erfolgs – und in diesem die ehemalige Gegnerschaft sich gleich mit. Was macht heute, wo der Legitimationsdruck weggefallen ist, den Erfolg dieser Langzeitveranstaltung aus, die seit der zweiten Ausgabe Kaspar König und wechselnde Co-KuratorInnen künstlerisch leiten? Die Themen sind es nicht, denn die gibt es nicht. Auch nicht besondere Konzepte und Vorsätze. Es ist die Unaufgeregtheit dieser alle zehn Jahre Luft holenden Ausstellung, die die Ansprüche nicht über ihre Möglichkeiten hochschraubt und sich keine unerfüllbaren Programme schreibt. Ausgangspunkt war und ist der Vorsatz geblieben: Kunst ins Öffentliche zu bringen. Aus der Spießerfolie Münster, an der der Kunstbegriff der Moderne abzuarbeiten war,…