Stefan Römer
Skandal um Richter-Ausstellung –
Kunsthalle Dresden vor dem Aus?
Die erste Gerhard Richter-Ausstellung, Editionen 1965 – 1995, die in Richters Geburts- und Studienstadt Dresden stattfand und vorher im Berliner Haus am Waldsee erfolgreich gezeigt worden war, mußte bereits eine Woche nach ihrer Eröffnung (16.3.96) wieder geschlossen werden. Die Leihgeber erwirkten gemeinsam mit dem Künstler ihre sofortige Schließung. Der freie Kurator, Hubertus Butin, hatte gegen den ausdrücklichen Willen des Kunstvereins die Leihgeber darüber informiert, daß, wie er erst kurz vor der Eröffnung erfuhr, fünf kunstfremde, mehrtägige Veranstaltungen wie Feste, Tagungen und Bankette mit bis zu 360 Personen in den Ausstellungsräumen stattfinden sollten. Während der ersten Veranstaltung wurden heiß dampfende Suppenkessel unter den Exponaten aufgebaut und empfindliche Arbeiten ohne Zustimmung des Kurators abgehängt, obwohl Butin vorher schriftlich das Gegenteil versichert wurde; eine Arbeit wurde beim Abbau durch fachfremdes Personal schwer beschädigt. Aus konservatorischen Gründen kündigten deshalb die Leihgeber ihre Leihverträge fristlos.
Der Hauptveranstalter, der Neue Sächsische Kunstverein, gastierte mit der Ausstellung in den Räumen der Kunsthalle Dresden. Diese stellt dort den einzigen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst dar, seitdem der Großsammler Rolf Hoffmann mit seiner von Frank Stella konzipierten Kunsthalle vergrault wurde. Die Kunsthalle ist nicht, wie der Name vermuten läßt, eine öffentliche Kunstinstitution, sondern sowohl räumlich als auch organisatorisch mit dem Seidler art’otel verflochten, welches wiederum mit 700 (!) Penck-Arbeiten bestückt ist. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Berliner Bauunternehmer- und Investorengruppe Gädeke & Landsberg, die bereits zwei art’otels in Berlin mit Arbeiten von Wolf Vostell und in Potsdam mit Werken Katharina Sieverdings…