Michael Hauffen
Skandal im Offenen Kanal!
Der Offene Kanal in Hamburg stellt eine der wenigen Ausnahmen im bundesrepublikanischen Fernsehspektrum dar, insofern dort weder offizielle Politik noch Kommerz die Programmgestaltung dominieren sollen. Wie es einer Gesellschaft, die auf die völlige Unterwerfung auch der Freizeitgestaltung unter das Primat von Leistungsfähigkeit und Konformität programmiert ist, heute gelingt, alle Alternativen wie Reservate an den Rand zu drängen und mit Zensur zu bedrohen, läßt sich exemplarisch am Fall des Künstlers Hans Christian Dany demonstrieren, dem die Gestaltung einer Sendestunde pro Woche, jeweils am Montag von 19 bis 20 Uhr übertragen worden war.
Seinen Sendungen lag die schlichte Idee zugrunde, mit dem reichen Material, das als Videokunst in der Regel auf ein kleines Publikum von Spezialisten und Liebhabern beschränkt ist, an die größere Öffentlichkeit dort zu gehen, wo diese auch für derartiges am besten ausgerüstet ist, nämlich am eigenen Fernseher. Es ist keine Frage, daß er damit nur die Intentionen dieser abseits der Medienindustrie Produzierenden aufgreift. Denen ist allerdings bekannt, daß angesichts der engen Verflochtenheit von wenigen Medienkonzernen und staatlicher Kontrolle wenig Hoffnung auf ein Tele-Forum für ihre Beiträge besteht, die sich etwa dem kritischen Potential der künstlerischen Avantgarde verpflichtet wissen und außerdem nicht in der glücklichen Lage sind, als Superstars zu gelten.
Andererseits ist es leider normal, wenn sich alle diejenigen, die mit den Strukturen offizieller Repräsentation individuell oder sogar professionell identifiziert sind, von solchen Alternativen provoziert fühlen. Werden doch schon von den geringsten Demonstrationen dessen, was außerhalb des leuchtenden Dauertraums von der perfekten Welt an kreativem Potential…