Six Friedrich
Seit Generationen waren die Männer meiner Familie im Bergbau tätig. So auch mein Vater, er war Dipl.-Ing. und Bergassessor, und ich bin in Gelsenkirchen geboren, direkt neben dem Pütt. Nach dem Abitur bin ich nach München gegangen und habe studiert. Ein bißchen Architektur, ein bißchen Innenarchitektur und ein bißchen Kunstgeschichte.
Dann habe ich – sehr jung – mit 22 Jahren Heiner Friedrich geheiratet.
Ich habe mich immer für Kunst interessiert und habe auch immer Glück mit meinen Kunstlehrern gehabt. In der Volksschule hatte ich eine Lehrerin, die war eine ehemalige Bauhausschülerin, später hatte ich einen Lehrer, der der neuen Sachlichkeit nahestand, und schließlich Frau Thomkins. Ich habe selbst viel gezeichnet, ich war begabt, aber mir fiel nichts ein, und ich merkte bald, daß ich zum Künstler nicht geboren war. Heiner konnte keinen Strich zustande bringen, seine Interessen lagen auf anderen Gebieten; als wir uns kennenlernten, studierte er Philosophie und Literatur.
1963 habe ich auf einem Faschingsball Franz Dahlem aufgetrieben. Er hat uns beide sehr fasziniert, er erzählte, daß er einige Zeit in Berlin gelebt hätte und daß er Uwe Lausen und Georg Baselitz kenne. Heiner und ihn verband eine gewisse Geisteshaltung, und während ich einige Tage bei meiner Mutter war, beschlossen die beiden Männer, gemeinsam eine Galerie aufzumachen!
Obwohl ich mein erstes Kind hatte und Heiner sein Studium kurz vor der Doktorarbeit aufgab, fand ich die Idee ganz lustig. Ich hatte noch 30 000 Mark von meiner Aussteuer, davon mieteten wir eine alte Wohnung in der Maximilianstraße und haben die Wände abgeschrubbt. Im…